Unwetter in Grevenbroich Unwetter in Grevenbroich: Sturmböe fegt Königsresidenz vom Platz
Grevenbroich · Die Feuerwehr ist in der Nacht zu Mittwoch zu sechs Sturmeinsätzen ausgerückt. In Gustorf war die Residenz von König Sven Hösen umgestürzt – zwei Wochen vor dem Fest. Am Morgen danach erreichte ihn eine Welle der Hilfsbereitschaft.
In der Nacht zu Mittwoch gegen 1.15 Uhr hat es an der Kurt-Weill-Straße in Gustorf ordentlich gescheppert: Im Sturm hat eine kräftige Windböe den Vorderbau der Residenz von Schützenkönig Sven Hösen erfasst und mit einem Mal zu Boden gedrückt. Dabei wurden Teile der Konstruktion aus Gerüststangen, Planen und Holzverkleidungen zerstört, auch erwischte es die Scheinwerfer. Hösen ist durch den lauten Knall aus dem Schlaf gerissen worden. Als er die umgestürzte Residenz sah, war das für ihn erst einmal ein Schockmoment. „Ich habe dann mit meinem Schwiegervater versucht, die Residenz von der Straße zu heben – aber bei dem Gewicht des Aufbaus hatten wir keine Chance“, berichtet Hösen. Der Majestät blieb nichts anderes übrig, als die Feuerwehr zu rufen.
Die Einsatzkräfte der hauptamtlichen Wache und des Löschzugs Gustorf/Gindorf rückten rasch an und hievten die Front der Residenz inklusive der beiden mit hölzernen Zinnen versehenen Türme mit vereinten Kräften von der Straße. Für die Feuerwehr Grevenbroich war es der erste von insgesamt sechs Einsätzen in Folge des Unwetters, das in der Nacht über der Stadt tobte. Nur wenige Minuten nach dem „königlichen Hilferuf“ mussten die Retter aus Wevelinghoven und Hemmerden zum Hemmerdener Weg ausrücken, wo ein großer Baum auf die Straße gekippt war. „Nahezu parallel zu diesem Einsatz rückten die Kräfte der hauptamtlichen Wache von Gustorf zur Dr.-Paul-Edelmann-Straße aus. Auch dort war ein Baum auf die Fahrbahn gestürzt“, sagt Feuerwehr-Sprecher Sebastian Draxl. Mitarbeiter des Bauhofs hatten den Baum bereits beiseite geräumt, als die Feuerwehr eintraf.
Im weiteren Verlauf der Nacht beschäftigten weitere umgestürzte Bäume die Einsatzkräfte, unter anderem auf der Kreisstraße 10 zwischen Noithausen und der Landesstraße 361 sowie im Stadtteil Vierwinden. Zum vorerst letzten Sturmeinsatz rückte die Feuerwehr am Mittwoch gegen 8 Uhr aus: Am Wingensteiner Weg lagen zwei rund zehn Meter lange Bäume quer auf der Fahrbahn. Auch diese wurden mit einer Kettensäge zerteilt, und die Fahrbahn freigeräumt.
Am schlimmsten hat es jedoch den Gustorfer König getroffen: Teile seiner Residenz wurden durch den Aufprall zerstört, auch die Zinnen an den Spitzen der beiden Türme. „Wir hatten fast die ganze letzte Woche daran gearbeitet, weil dieser Teil der Residenz zum Königsehrenabend diesen Samstag fertig werden sollte“, sagt Sven Hösen, der den Schock aus der Nacht inzwischen verdaut hat. „Wichtig ist, dass niemand verletzt wurde.“ Der Schützenkönig ist zuversichtlich, dass die Residenz bis Samstag wieder steht – und bis zum Schützenfest in zweieinhalb Wochen sowieso. Optimistisch gibt sich Hösen auch deshalb, weil er eine starke Mannschaft hinter sich weiß: Noch am Mittwochmorgen hätten sich spontan rund 20 Mitglieder aus seinen Königszügen, dem siebten Grenadierzug und der Bundesschützenkapelle Neuss gemeldet, die beim Wiederaufbau helfen wollen – Ausdruck einer starken Schützengemeinschaft. Noch am Mittwochnachmittag wurde die umgestürzte Residenz in Teilen wieder aufgerichtet, die Schäden inspiziert. Der Tenor: „Das kriegen wir wieder hin.“ In den nächsten Tagen dürfte folglich wieder an der Kurt-Weill-Straße gewerkelt werden.
Gleiches gilt im Übrigen auch für den Gustorfer Erftdom, der sich in Sichtweite des Königs-Hauses befindet: Die Kirche ist seit Wochen eingerüstet, zurzeit wird sie für knapp 3,7 Millionen Euro von innen und außen saniert. Das Gerüst, das mit einem gelben Maschen-Netz bespannt ist, hat dem nächtlichen Sturm standgehalten. Schäden soll es nicht gegeben haben. Bei dem Gerüst handelt es sich aber auch nicht um irgendeins: Der Aufbau ist eine speziell berechnete Konstruktion, die eigens von einem Statiker abgenommen worden war. Inzwischen ist auch der Kirchturm vollständig eingehüllt. Die Arbeiten an dem Gotteshaus sollen noch einige Monate dauern; nun haben auch die Arbeiten im Innenraum begonnen, der bekanntlich einige Risse aufweist.