Kaum Chancen für die Erfthalle
Dehoga: Ein neues Gutachten zeigt, dass selbst eine sanierte Halle bezuschusst werden müsste.
Grevenbroich. „Ja, wir haben die Erfthalle vernachlässigt, da gibt es nichts zu leugnen.“ Dass diese Einsicht von Bürgermeisterin Ursula Kwasny bittere Konsequenzen für die finanzielle Situation der Erfthalle in Frimmersdorf bedeutet, wurde den Anwesenden erneut vor Augen geführt. Nach einer Bürgerversammlung vor drei Monaten waren auch am Dienstagabend wieder viele Interessierte gekommen, um über die Weiterführung zu diskutieren.
Rote Zahlen präsentierte dieses Mal der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), der anhand einer Machbarkeitsstudie Möglichkeiten für die sinnvolle Nutzung der sanierten Erfthalle vorstellte. Danach steht fest: Als Stadthalle kann sie nicht wirtschaftlich betrieben werden. Selbst nach Beseitigung der baulichen und der den Brandschutz betreffenden Mängel, die auf bis zu zwei Millionen Euro beziffert wurden, wäre ein jährlicher Zuschuss von etwa 17 000 Euro nötig — Kosten für Unterhaltung und Vermarktung nicht eingerechnet.
Defizite sehen Bernd Luxenburger, Geschäftsführer des Gastgewerbe Beratungsservice der Dehoga, und Unternehmensberater Klaus Ommer unter anderem im Erscheinungsbild der Erfthalle sowie der schlechten technischen und nicht-behindertengerechten Ausstattung.
Auch Probleme wie ein notwendiges Stuhllager oder die begrenzte Anzahl der Parkplätze wurden angesprochen. Ein Nachteil besteht nach Meinung der Dehoga auch im Standort selbst. „Grevenbroich hat verglichen mit Düsseldorf oder Köln kein Image als überregional anerkannter Veranstaltungsort“, sagte Ommer. Weil vor allem Events mit hohem ökonomischen Nutzen wie Firmenfeiern bevorzugt in zentraler gelegenen Örtlichkeiten stattfänden, sehe er die Chancen für Frimmersdorf eher in Brauchtums- und Kulturveranstaltungen, Themenpartys und Kabarett. Seiner Einschätzung nach gibt es nur eine Möglichkeit für die Nutzung: eine städtische Kultur- und Veranstaltungshalle.
Insgesamt gehen Luxenburger und Ommer von rund 62 Festivitäten jährlich aus. Doch damit seien wiederum Kosten für einen Backstagebereich, ein Parkplatzangebot für 250 Autos und einen modernen Technikraum verbunden: Kosten, die die Stadt allein nicht stemmen kann. Die letzte Hoffnung setzen Vereine und Ursula Kwasny daher auf einen positiven Verhandlungsausgang mit RWE. Die Bürgermeisterin will den Konzern in einem Gespräch nächste Woche als Investor gewinnen.