Rund 1000 Patienten betroffen „Kann Patienten nicht im Stich lassen“

Frimmersdorf. · Weil ein Arzt keinen Nachfolger für Praxis findet, unterbricht Rüdiger Herrmann seinen Ruhestand.

Rüdiger Herrmann übergab 2016 seine Praxis am Leuchtenberg an seinen Nachfolger. Nun steigt er wieder ein. 

Foto: Berns, Lothar (lber)

Rund 1000 Patienten können aufatmen. Die Hausarztpraxis am Leuchtenberg bleibt vorerst bestehen. Das Kuriose: Rüdiger Herrmann, der die Praxis vor rund drei Jahren an Harald Fecht übergeben hatte, steigt erneut ein, um die Versorgung im Stadtteil aufrecht zu erhalten. Fecht hatte angekündigt, die Praxis schließen zu müssen, weil er keinen Arzt als Nachfolger findet. Den Patienten drohte, sich eine neue Praxis in einer anderen Stadt suchen zu müssen.

Der 68-jährige Herrmann ist eigentlich seit 2016 im Ruhestand. Zusammen mit seiner Frau, die ausgebildete Krankenschwester und ebenfalls bereits in Rente ist, und einer weiteren Arzthelferin will er wieder als Mediziner tätig sein. „Mein Herz hängt an der Praxis und den Patienten“ sagt Herrmann. „Die kann ich nicht einfach im Stich lassen.“ Eine Dauerlösung soll sein Engagement aber nicht sein. „Ich möchte innerhalb einer kurzen Zeit einen jungen Arzt finden, der mich ablöst.“

Herrmann könne allerdings keine Vorhersage treffen, ob ihm das gelingt. Er möchte mit Kollegen ins Gespräch kommen und so einen geeigneten Arzt ausfindig machen. Er hofft, dass junge Ärzte aus Ausbildungspraxen oder Assistenzärzte aus Krankenhäusern eine eigene Praxis führen wollen. Das Unterfangen wird schwierig: Fecht sucht bereits seit mehr als einem halben Jahr – ohne Erfolg. Zuletzt machte sich auch Bürgermeister Klaus Krützen dafür stark, die ortsnahe medizinische Versorgung zu sichern.

Von April bis Juli bleibt
die Praxis geschlossen

Ab April bleibt die Praxis aber vorerst geschlossen. „Es ist vorgesehen, dass ich oder ein anderer Arzt ab dem 1. Juli in die Praxis zurückkehre“, sagt Herrmann. Zudem wartet Herrmann noch darauf, dass die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) ihm wieder die Genehmigung erteilt. Das sei allerdings nur Formsache.

Die KVNo befürwortet die Pläne. Das sei für die örtliche hausärztliche Versorgung positiv, sagt Sprecher Christopher Schneider und ergänzt: „Mit Blick auf eine langfristige und stabile Praxis-Perspektive ist es nach unseren Erfahrungen von Bedeutung, dass Praxen kontinuierlich ‚am Netz’ bleiben und der Patientenstamm dadurch erhalten bleibt.“ Dass ehemals niedergelassene Ärzte nach einer Zeit im Ruhestand in die ambulante Versorgung zurückkehren, komme hin und wieder vor. Oft würden sie Kollegen vertreten – zum Beispiel wegen einer Krankheit oder Schwangerschaft oder im Notdienst. jlu