Parkgebühren stehen in der Kritik
Handel und Autofahrer klagen über gestiegene Belastung. Verwaltung hat im Januar die Gebühren erhöht.
Grevenbroich. Wenn Jutta Moll (41) ihren Wagen auf eine städtische Stellfläche in der Innenstadt fährt, dann ärgert sie sich: Im Januar hat die Stadtverwaltung die Parkgebühren verdoppelt.
Eine Stunde Parken kostet seitdem 1,20 Euro statt 60 Cent. Eine Alternative zum Auto hat die Mutter von drei Söhnen kaum: „Aus Orken fahre ich zum Einkaufen mit dem Auto in die City, besonders mit drei Kindern.“ Doch sie achtet, jetzt darauf, wo sie ihren Wagen abstellt: „Ich drehe eine Runde und versuche, einen günstigeren Platz zu finden.“
Auch Fred Schlangen, Vorsitzender Werberings Grevenbroich, nennt das verteuerte Parken „kontraproduktiv“: „Die Erhöhung der Parkgebühren sollte zurückgeführt werden.“
Die höheren Gebühren für die 156 Stellflächen gehören zum Haushaltskonsolidierungskonzept der Stadt. 2014 sollten dadurch rund 221 000 Euro mehr eingenommen werden. Bisher nahm die Verwaltung 234 724 Euro ein — und das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft steht noch bevor. Außerdem wurde der bisher gebührenfreie Samstag gestrichen. Zudem wurden die Kosten für die Anwohnerparkauseweise verdoppelt: Statt 12,50 Euro kostet der Ausweis seit zehn Monaten 25 Euro.
Die Händler und Dienstleister in der City beobachten diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. „Das ist nicht produktiv“, sagt Sabine Neumann (52), Inhaberin eines Reformhauses am Südwall. An manchen Tagen sei die City wie leer gefegt. Auch Heiner Schnorrenberg, Chef eines Lederwaren-Geschäftes und Vorstandsmitlied im Werbering, kann verärgerte Kunden verstehen.
Er verweist dann auf die Erstattung in Höhe von 50 Cent bei einem Einkauf: „Diese wird jetzt mehr nachgefragt.“ Die doppelt so teuren Stellflächen seien für die Geschäfte „mit Sicherheit nicht förderlich“. Nach seiner Einschätzung gibt es „so viele frei Stellflächen wie nie“.
Das kritisiert auch Fred Schlangen: „Viele Parkplätze in der Innenstadt sind leer — das kann doch nicht der Sinn sein.“ Denn der örtliche Handel könne nicht allein von den rund 6000 City-Anwohnern existieren — er braucht die Käufer aus dem gesamten Stadtgebiet und aus der Region.
Der Vorsitzende des Werberings hat Verständnis für die angespannte finanzielle Situation der Stadt, hält deshalb auch die Beibehaltung des gebührenpflichtigen Samstags für richtig. Zudem habe der Werbering eine Broschüre herausgegeben, die über das — Fred Schlangen zufolge — „großzügige und gegenüber den Großstädten günstige Parkflächen-Angebot“ informiert.
Dass die Verwaltung die Parkgebühren wieder reduzieren wird, hält Rathaus-Sprecher Andreas Sterken für ausgeschlossen: „Wir brauchen die Einnahmen, die im Haushaltskonsolidierungskonzept festgeschrieben sind.“
Diese Daten seien von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke genehmigt worden. Wenn die Stadt eine dieser Einnahmenquellen — wie die Gebühren für Parkautomaten oder für Anwohnerparkausweise — aufgeben würde, dann müsste sie dafür Alternativen finden. „Wir stehen unter Sparzwang“, sagt Andreas Sterken.