Prokita - Defizite vor der Einschulung beheben
Kreis-Projekt: Präventionsprogramm hat jetzt an zwei Kindertageseinrichtungen begonnen.
Grevenbroich. Das erfolgreiche Präventionsprogramm Prokita startet jetzt auch im Stadtgebiet. Mit dabei sind 28 Kinder in der Kindertagesstätte Bischof-Nettekoven-Straße (Südstadt) sowie 47im Elsener Deutschordenskindergarten. Mit dem vom Kinder- und Jugendärztlichen Gesundheitsdienst (KJGD) des Kreises erdachten Programm sollen Entwicklungsauffälligkeiten bereits bei Vier-bis Fünfjährigen erkannt und behandelt werden.
Derzeit beteiligen sich 35 Einrichtungen kreisweit an dem Projekt. 2009 nahmen 309 Kinder im Kreisgebiet teil, in diesem Jahr sind es etwa 800. Prokita bekam 2004 den Deutschen Präventionspreis und 2007 eine Auszeichnung der Konrad-Adenauer-Stiftung.
"Die Idee ist so einfach, dass sie schon genial ist", erläutert Kreisgesundheitsdezernent Karsten Mankowsky: Bei den Schulneulings-Untersuchungen stellen die Ärzte immer mehr Defizite fest, darunter Übergewicht, Sprachstörungen, Hyperaktivität und Störungen im Bewegungsablauf. Alles denkbar ungünstige Bedingungen für den Schulstart.
Warum also nicht die Untersuchungen um zwei Jahre vorziehen, um frühzeitig gleiche Chancen auf eine optimale Schulkarriere zu schaffen, so der Gedanke. Dazu werden die Kinder an zwei Untersuchungsterminen vom Kinderarzt getestet. Anschließend berät der Mediziner die Eltern über mögliche Maßnahmen und Therapien. Parallel bietet das Programm ein so genanntes Triple-P-Training an, das Eltern fit für die Kindererziehung macht.
Die regelmäßigen ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen ersetzt prokita nicht, im Gegenteil. Die Organisatoren hoffen, dass durch das Programm mehr Eltern mit ihren Kindern zu den vorgeschriebenen Untersuchungen und Impfungen gehen.
Schwerpunkt des Projekts sind sozial benachteiligte Stadtteile und solche mit hohem Migrantenanteil. Bei Kindern mit Migrationshintergrund haben die Untersuchungen gehäuft Defizite zutage gebracht, wie die Kinderärztin und Projektleiterin Dr.Beate Klapdor-Volmar erklärt.
Die jetzt veröffentlichten Statistiken von 2009 zeigten beispielsweise, dass viele Kinder mit starkem Übergewicht aus Migrantenfamilien stammen (10,5 Prozent; bei den deutschen Kindern sind es 7,1 Prozent). Die Kita in der Südstadt hat mit 90 Prozent den höchsten Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund im Stadtgebiet.