Stadt nutzt Facebook als Raucher-Falle
Ordnungsamt verschickt Verwarnungen an Grevenbroicher, die im Netz mit Zigarette im Schützenzelt zu sehen sind.
Grevenbroich. Wer Feste im Zelt feiert, sollte vorsichtig mit Facebook umgehen. Denn im sozialen Netzwerk gepostete Fotos werden wohl auch mit wachem Auge im Rathaus verfolgt. Wie jetzt bekannt wurde, kontrolliert das Ordnungsamt offenbar auch übers Internet die Einhaltung des Nichtraucherschutzes in den Schützenzelten. Zwei Bruderschaften aus dem Stadtgebiet sind bereits von der Verwaltung verwarnt worden. Als Beweis wurden Facebook-Fotos angeführt, auf denen „schwarze Schafe“ mit der Zigarette in der Hand zu sehen waren.
Der Kameramann und Fotograf Dieter Staniek ist im Sommer auf vielen Festen unterwegs, um die Stimmung in den Zelten einzufangen. Die vielen hundert Fotos postet er auf seiner Facebook-Seite, dort treffen sie in der Grevenbroicher Netzwerk-Gemeinschaft regelmäßig auf Gefallen.
Aber nicht nur: Die Bilderserie, die Staniek während der Übertragung des Fußball-WM-Endspiels im rappelvollen Zelt der Gindorfer St.-Sebastianus-Bruderschaft schoss, sorgte für Ärger. Brudermeister Robert Hoppe erhielt nämlich im Nachhinein eine offizielle Verwarnung von der Stadt, weil er als Veranstalter des traditionellen „Broerfestes“ seiner Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen sei. „Es gebe eindeutige Beweise, dass geraucht worden sei“, zitiert Hoppe aus dem Schreiben. Der Beweis war in diesem Fall ein auf Facebook gepostetes Foto.
Robert Hoppe achtet streng darauf, dass in „seinem“ Zelt nicht gequalmt wird. Uneinsichtige werden von ihm sofort verwarnt. Dass die Stadt die Einhaltung des Nichtraucherschutzgesetzes in den Planenbauten kontrolliert, sei in Ordnung, meint er — aber: „Ich finde, es ist ein schwieriger und ein schlimmer Weg, wenn sie dafür die neuen Medien nutzt“, kritisiert der Brudermeister: „Es ist die Art und Weise, die mich stört.“
Eine Verwarnung erhielt auch Brudermeister Michael Köchner — ebenfalls wegen eines Facebook-Fotos, auf dem ein rauchender Schütze zu sehen war, „trotz strenger Kontrollen“, wie der Chef der Hemmerdener Sebastianer meint. Der Stadt will er aber keinen Vorwurf machen: „Sie hat ja von Anfang an deutlich gemacht, dass sie das Nichtraucherschutzgesetz kontrollieren wird. Wie sie das macht, bleibt ihr überlassen.“
Rathaussprecher Andreas Sterken will nichts davon wissen, dass das Ordnungsamt auf Facebook nach Rauch-Sündern sucht. „Das wird nicht gemacht. Die Kollegen hätten auch keine Zeit dafür, die auf einer Vielzahl von Seiten geposteten Bilder zu überprüfen.“ Er räumt aber ein, dass in einigen Fällen die im sozialen Netzwerk veröffentlichten Fotos als Beweise gedient hätten. „Dahinter steckt aber keine Methode. Denn die Mitarbeiter des Ordnungsamtes haben die Bilder nicht selbst ausfindig gemacht, sondern sind von Dritten darauf aufmerksam gemacht worden“, betont Sterken.