Beratungsstelle Kaarst: Gespräche gegen Zoff und Krisen
Am häufigsten kommen Kinder und Jugendliche nach einer Scheidung der Eltern in die Beratungsstelle in Kaarst. Die Nachfrage ist oft höher als die Kapazität.
Kaarst. Angst vor der Schule, häusliche Gewalt, Streit in der Familie, Auffälligkeiten im Sozialverhalten oder der Entwicklung des Kindes — die Gründe der Kinder, Jugendlichen und Eltern, die Beratungsstelle der Städte Kaarst und Korschenbroich aufzusuchen, sind vielfältig.
Frieder Schrupp, Leiter der Einrichtung konnte jetzt eine positive Bilanz der Arbeit seines Teams ziehen. Trotz des Trägerwechsels — zuständig ist jetzt das Diakonische Werk des Evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss — sind die Aufgabenbereiche der Beratungsstelle gleich geblieben.
Die Einrichtung, die ihren Sitz Am Neumarkt 5 hat, bietet eine Vielfalt an Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahren sowie deren Eltern. „Wer den Weg zu uns sucht, befindet sich oft in einer akuten Krise oder hat bereits über einen längeren Zeitraum hinweg versucht, die belastende Lebenssituation allein zu bewältigen“, sagte Schrupp.
Ein Großteil der Ratsuchenden meldet sich nach einer Trennung oder Scheidung der Eltern. Nach einem ersten Gespräch führen die Therapeuten Tests durch, die eine erste Diagnose erlauben. Im nächsten Schritt beginnt dann eine gezielte Beratung. Neben Gesprächen machen die ausgebildeten Mitarbeiter begleitende spieltherapeutische Angebote, um mit den Betroffenen zusammen die familiären Konflikte zu verstehen.
Die Zahl der Ratsuchenden ist in den letzten Jahren beinahe gleich geblieben. So wurde die Einrichtung im vergangenen Jahr in 375 Fällen aktiv, davon kamen 277 Menschen zum ersten Mal. Abgeschlossen wurden insgesamt 279 Fälle, in den Beratungsprozess eingebunden waren insgesamt 810 Personen.
Aufgrund der großen Nachfrage hat es die Beratungsstelle auch im vergangenen Jahr nicht geschafft, allen Ratsuchenden direkt nach einer Kontaktaufnahme ein Beratungsgespräch anzubieten. Spätestens nach 14 Tagen komme allerdings in zwei Drittel der Fälle ein Gespräch zustande. Dieser Anteil konnte gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent gesteigert werden.
Bleiben aber die Fakten, dass 19 Prozent der Hilfesuchenden bis zu einem Monat auf einen Fachkontakt warten mussten, zehn Prozent bis zu zwei Monate und vereinzelt sogar noch länger. „In Krisensituationen wird den Hilfesuchenden natürlich sofort geholfen“, sagte Leiter Schrupp.
Einem Drittel der Kinder, Jugendlichen oder Eltern half bereits das erste Gespräch. In 40 Prozent der Fälle arbeitete die Beratungsstelle mit Familienzentren und Kitas, Jugendämtern und Schulen, in wenigen Fällen auch mit dem Schulpsychologischen Dienst sowie Ärzten und Kliniken zusammen, an die in einigen Fällen verwiesen werden konnte.
Die Einrichtung arbeitet außerdem seit einiger Zeit intensiv mit den Familienzentren der Städte Kaarst und Korschenbroich zusammen, indem die Beratungsstelle etwa eine Sprechstunde vor Ort anbietet oder themengebundene Elternabende durchführt. Für das laufende Jahr strebt das Team rund um Schrupp eine Verkürzung der Wartezeiten an und hofft, noch mehr Hilfe anbieten zu können.