So wird das „Blumenviertel“ in Kaarst Für eine Energiewende von unten

Kaarst · Das Blumenviertel wird das erste Kaarster Energiequartier. Am 21. Januar startet für die Bewohner eine kostenlose Energieberatung. Was steckt hinter dem neuen Gebiet?

Stellten das Sanierungsprojekt für vor: Axel Deneke, Sigrid Burkhard, Elke Anders, Ursula Baum, Stephan Wickerath, Carsten Tum (v.l.n.r.).

Foto: Wolfgang Walter

Das Blumenviertel in Kaarst soll das erste Energiequartier in der Stadt werden. Gemeint ist damit ein 31 Hektar großes Stadtgebiet, das im Norden von der Grünstraße/Asternweg, im Süden von der Kampstraße und im Westen von der Maubisstraße begrenzt wird. Dort leben in 532 Gebäuden exakt 1576 Bürger. Diese wurden bereits von der Stadt angeschrieben, um an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Die Ergebnisse fließen in die Entwicklung eines Konzeptes ein. Damit startet die Stadt zusammen mit dem Beratungsunternehmen ICM Greenzero ein Projekt zum Klimaschutz. In den Nebenräumen im Albert-Einstein-Forum am Schulzentrum ist das entsprechende Sanierungsbüro zu finden, in dem der Energieberater Axel Denecke ab dem 24. Januar mittwochs zwischen 9 und 12 sowie 15 bis 17 Uhr für kostenlose Beratungen bereitsteht – allerdings erst einmal nur für die Bürger im Blumenviertel.

Warum gerade das Blumenviertel? Dieses Viertel gestaltet sich relativ homogen, dort sind fast ausschließlich Einfamilienhäuser aus den 1970er Jahren zu finden. Die Mehrzahl der Häuser sei auch noch nicht oder wenig saniert. Sigrid Burkhard, technische Beigeordnete der Stadt, sieht das Blumenviertel als Beispielquartier für andere. Die Erkenntnisse, die man dort gewinne, könne man als Blaupause für andere Stadtviertel nehmen. Man könne auch nicht so intensiv wie bei diesem Projekt in jedem Viertel vorgehen. Gewisse Grundsatzerkenntnisse ließen sich stadtweit übertragen.

Gebäude seien für rund ein Drittel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Sanierung von Bestandsgebäuden biete ein großes Potenzial, den Energieverbrauch in den Häusern zu reduzieren und damit Emission von Treibhausgasen. Bürgermeisterin Ursula Baum: „Kaarst nimmt den Klimaschutz ernst. Mit dem energetischen Konzept und der neuen Anlaufstelle für das Energiequartier möchten wir die Optimierungspotenziale bei den Gebäuden sichtbar machen und den Weg zu mehr Energieeffizienz hier bei uns aufzeigen. Mit jedem modernisierten Bestandsgebäude verbessern wir die Klimabilanz und die Lebensqualität vor Ort“, so die Bürgermeisterin. Dabei müsse man aber die Bürger mit auf den Weg nehmen.

Stadtwerke Kaarst und Gelsenwasser sind dabei

Energieberater Axel Denecke will von Vornherein mit dem „Märchen aufräumen“, so eine Sanierung koste mindestens 150 000 Euro pro Haus. Man könne auch mit einem kleineren Budget sehr viel erreichen, etwa mit der Wärmedämmung der obersten Decke oder der Kellerdecke. Mit einer unabhängigen und kostenlosen Energieberatung will man den Bürgern Ängste nehmen, die vielleicht im Rahmen der Diskussionen rund um das neue Heizungsgesetz der Ampel entstanden seien. Der städtische Klimaschutzmanager Stephan Wickerath ist bei der Entwicklung der kommunalen Wärmeplanung eingebunden. So sind Gelsenwasser und die Stadtwerke Kaarst bei dem Projekt von ICM beteiligt. Doch Nahwärme komme für das Blumenviertel weniger in Frage als weiter eine dezentrale Wärmeversorgung.

Die Beratung ist den Bewohnern des Blumenviertels vorbehalten. Für alle Kaarster sind dagegen Vorträge zum Thema Energie gedacht, die monatlich angeboten werden. Der erste Termin „Energetisch sanieren“ ist Mittwoch, 7. Februar, 19 Uhr im Multifunktionsraum des Albert-Einstein-Forums (Anmeldung über das Online-Formular unter www.kaarst.de/blumenviertel oder Telefon 0800 4623600).

ICM-Geschäftsführer Carsten Tum betont die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und freut sich auf den Dialog mit den Bürgern: „Wir sind davon überzeugt, dass die Klimawende nur von unten gelingen kann. Uns ist es wichtig, die Menschen hier mitzunehmen.“ Die Innovation City Management GmbH (ICM) aus Bottrop wurde von der Stadt beauftragt, 75 Prozent der Kosten übernimmt die Förderung der KfW-Bank. Innovation City Ruhr wurde 2010 in der Modellstadt Bottrop ins Leben gerufen, mittlerweile ist ICM mit der Beteiligungsgesellschaft „greenzero“ bundesweit für eine nachhaltige Stadtentwicklung tätig. Mit-Geschäftsführer von ICM ist übrigens Burkhard Drescher, vor vielen Jahren SPD-Ratsmitglied in Kaarst.