Kaarst-Korschenbroicher Bürger-Energie-Genossenschaft “SonneWindWende“ kann endlich durchstarten

Kaarst · Bereits vor zwei Jahren hatten engagierte Bürger die Idee zur Gründung einer Bürger-Energie-Genossenschaft. Jetzt endlich sind alle Formalien geklärt, und es kann richtig durchgestartet werden.

Ines Neunkirch, Manfred Jung und Heiner Hannen haben die Zukunftspläne der Bürgerenergiegenossenschaft „Sonnewindwende“ dargelegt.

Foto: Carl Herrlich

Bereits Mitte 2022 sind im Rahmen der Aktivitäten von Kaarster for Future und der Arbeitsgruppe Energie Pläne zur Gründung einer Bürger-Energie-Genossenschaft entstanden. Parallel dazu fanden sich im August 2022 beim Zukunftstag des Rhein-Kreis-Neuss in Korschenbroich ebenfalls begeisterte Unterstützer zusammen, woraus im März 2023 schließlich das Klimaforum Korschenbroich ins Leben gerufen wurde.

Ende 2023 beschlossen die beiden Arbeitsgruppen zu kooperieren und gemeinsam an ihrer Vision zu arbeiten. Diese ist es, sukzessive Anlagen zur regenerativen Energiegewinnung auf den Gemeindegebieten Kaarst und Korschenbroich zu realisieren. Dabei möchte man langfristig nicht nur auf Solarenergie setzen, sondern auch die Windenergie nutzen und Biogas einsetzen, um wetterunabhängig Energie produzieren zu können. Der Vorteil ist für die Genossenschaft dabei klar ersichtlich: Die Wertschöpfung in bleibt in der Region und die Bürger gestalten aktiv mit. Die dezentrale Energiewende soll dabei von den Bürgern aktiv gegen den Klimawandel angeschoben werden.

Geringes Interesse zur Kooperation bei den Stadtwerken

Am 23. Februar 2024 wurde im Ratssaal der Stadt Kaarst von 40 aktiven Gründungsmitgliedern aus beiden Arbeitsgruppen, die alle politisch neutral agieren, die Bürger-Energie-Genossenschaft „SonneWindWende“ Kaarst-Korschenbroich gegründet. Das Startkapital betrug dabei 20 000 Euro. Nach einer erfolgreichen Prüfung durch den Genossenschaftsverband steht die „SonneWindWende“ nun kurz vor der Erlangung der vollen Geschäftsfähigkeit. „Aktuell fehlt nur noch der offizielle Bescheid vom Amtsgericht Neuss, den wir aber spätestens in der ersten Juniwoche erhalten werden“, erklärt der Vorsitzende der Genossenschaft, Heiner Hannen. „Endlich ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir richtig durchstarten und die Energiewende in beiden Kommunen lokal, dezentral und demokratisch vorantreiben können“, freut sich auch Sprecherin Ines Neunkirch. Man habe sich auch bereits bei allen demokratischen Parteien in beiden Kommunen vorgestellt und sei mit diesen in den Austausch gegangen.

Auch mit den Stadtwerken hätten bereits Gespräche stattgefunden. „Bei den Stadtwerken ist es ein wenig kompliziert“, erklärt Hannen: „Einerseits stehen wir in direkter Konkurrenz zueinander, andererseits würde eine Kooperation aber mehr als Sinn machen.“ Manfred Jung, der sich in der Genossenschaft um die Finanzen kümmert, fügt hinzu: „Seitens der Stadtwerke hat man uns aber schon erklärt, dass man kurzfristig eher nicht interessiert sei zu kooperieren.“

Als nächstes ginge es aber erst einmal weniger um Kooperationen, sondern viel mehr darum, Fotovoltaikanlagen auf großen Dächern zu montieren. Vielversprechende Gespräche mit potenziellen Dachgebern wurden seitens der Genossen- schaft bereits geführt. Um diese Anlangen bauen zu können, benötigt man allerdings noch Kapital. „Aktuell sprechen wir von einer Summe von ungefähr 200 000 Euro, die wir benötigen, um die ersten ein bis zwei Anlagen zu bauen“, so Jung.

Dieses fehlende Kapital möchte die Gesellschaft nun aus Anteilsverkäufen generieren. Ein Anteil kostet 500 Euro. Maximal kann ein Mitglied bis zu 40 Anteile erwerben. Neben den natürlichen Personen wie Bürgern können auch Firmen, Vereine und Institutionen wie Kommunen Mitglieder werden. Angestrebt ist auch eine enge Kooperation mit der lokalen Verwaltung und der Wirtschaft. „Wir würden uns auch über Mitglieder aus Willich und Meerbusch freuen. Theoretisch können wir bis zu einem Umkreis von 50 Kilometern, jeden aufnehmen“, so Ines Neunkirch.

„Mittelfristig ist das wirklich für jeden Bürger eine gute Investition“, glaubt Hannen. Ziel sei es, in drei bis vier Jahren auch Dividenden von bis zu drei Prozent an die Mitglieder auszuschütten. „Man hilft also nicht nur, aktiv etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, sondern kann so auch mittelfristig sein Geld gut anlegen“, sagt Hannen. Dies sei besser als ein Sparbuch in der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit seine Anteile zu verschenken oder zu vererben. Das angelegte Geld sei in jedem Fall sicher.