Verein „Culture without Borders“ Kaarst Viele Künstler und eine neue Skulptur

Kaarst · Das erste von fünf geplanten Kulturwochenenden führte über Pfingsten internationale Künstler auf die Tönishöfe, aber weniger Besucher als die Präsentation es verdient gehabt hätte. Ein Überblick über – möglicherweise – Verpasstes.

Silke Farhat und Helge Achenbach (r.) an der von Armin Baumgarten geschaffenen Skulptur „Figur und Berg“. Sie ist auf den Tönishöfen zu sehen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Das Wetter am Pfingstwochenende hätte wahrlich besser sein können. Es war zu schlecht für einen neuen Besucherrekord. Vor allem am Samstag hielten sich die Besucher zurück. Das ist schade, denn die Tönishöfe sind bei jeder Witterung ein lohnenswertes Ziel. Wer zum Kulturwochenende gekommen war, sollte seinen Besuch daher nicht bereuen. Allein das Gespräch mit Helge Achenbach ist es wert, nass geregnet zu werden.

Ein Besucher auf den Tönishöfen – von Kaarst aus gesehen hinter der Gärtnerei Hövels gelegen – bekommt derzeit schon einiges zu sehen. Am Freitag war ein Lastwagen vorgefahren. Die Abdrücke in der Blumenwiese waren noch erkennbar. Seine kostbare Fracht: Eine imposante Bronze-Skulptur, rund zwei Tonnen schwer und von Armin Baumgarten geschaffen. Zu sehen sind ein Berg und eine Person. „Die Idee hatte ich schon lange“, sagte der Künstler, der bereits mit einigen anderen Arbeiten auf den Tönishöfen vertreten ist.

Armin Baumgarten hat aber noch eine andere Mission: Er vernetzt und verbindet die Künstlerinnen und Künstler. Manche sind eines Tages einfach da, so wie Katzen, die sich die Freiheit nehmen, sich ein neues Zuhause zu suchen. Sicher, man kann am Zaun mit dem Nachbarn über´s Wetter und die Fußball-Bundesliga fachsimpeln. Klaus Foettinger ist da schon ein ergiebigerer Gesprächspartner. Er ist Meisterschüler von Alfonso Hüppi und steht mit Kolleginnen und Kollegen aus Nepal in Verbindung – die sollen nächstes Jahr zu Besuch auf die Tönishöfe kommen.

Helge Achenbach weiß natürlich längst, dass mit Reiner Strauss ein Nepal-Kenner in Kaarst lebt. Die Künstlerschaft aus Nepal werde auf den Tönishöfen arbeiten und anschließend ihre Exponate an verschiedenen Orten ausstellen, sagt er. Kunstwerke von ihnen sollen auch versteigert werden. Im übernächsten Jahr werden die Nepalesen mit Besuch aus Deutschland rechnen können.

Auf den Tönishöfen findet Künstler eine zweite Heimat

Klaus Foettinger stammt aus Nürnberg. Die Kaarster Luft scheint ihm bestens zu bekommen, sie scheint seine Kreativität zu beflügeln. Im Getränkepavillion hängt ein Lampenkunstwerk von ihm. Für den Deutschen Fußballbund hatte er eine Bar entworfen. Jetzt plant er ein weiteres, ähnliches Projekt.

„Wir können Künstlern aus aller Welt ein Zuhause geben, sind durch die Kunst auf wunderbare Weise verbunden“, erklärte Helge Achenbach. Auf den Tönishöfen ist sein zweiter Wohnsitz, der erste ist in Köln bei Gönner Günter Wallraff. Die Frau, mit der man ihn jetzt sah, heißt Silke Farhat und stammt aus Kleinenbroich. Sie bringt ihr Organisationstalent ein. hat sich aber auch der Internetseite angenommen. Die Arbeit auf den Tönishöfen macht der 53-Jährigen, die deutlich jünger wirkt, Spaß. In den großzügigen Scheunen-Räumen ist Platz auch für sehr großformatige Bilder von Julia Balabukha.

Aicha Khorchid hat eine dramatische Kindheit erleben müssen – sie malt sich ihr Leben von der Seele. Künstlerinnen und Künstler, die noch nicht so etabliert sind, sind unter den Fittichen von Armin Baumgarten gut aufgehoben. Da kann es eigentlich nur bergauf gehen. In einer Scheune gibt es ein Video, das Helge Achenbach gerne kommentiert. Kein Wunder, ist er doch darin der Hauptdarsteller. Es zeigt Helge mit Gerhard Schröder, Helge mit Gerhard Richter oder mit Jörg Immendorff. Die Bilder wecken Erinnerungen: „Mein erstes Bild von Gerhard Richter habe ich für 18 000 D-Mark bekommen.“ Es ist jetzt einige Millionen Euro wert. Zu den Exponaten, die jetzt auf den Höfen zu sehen sind, gehören Luxus-Handtaschen. Was erst auf den zweiten oder dritten Blick oder beim Hochheben deutlich wird: Sie sind aus Beton. Die Leute von den Tönishöfen wissen, dass sie einen langen Atem brauchen, weil die Realisierung ihres Projekts noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Von der Stadt Kaarst wünschen sie sich eine Änderung des Planungsrechts. Das Areal ist zurzeit noch als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen.