Historischer Pfad von Glehn nach Büttgen Neun Hinweis-Tafeln für den „Jüddepatt“ geplant

Büttgen · Der historische Pfad zwischen Büttgen und Glehn, von Juden genutzt, um mit Büttgener Bauern Handel zu treiben, soll wiederbelebt werden.

Am Stolperstein in Büttgen soll das erste Schild, das auf den Jüddepatt hinweist, aufgestellt werden. Diese Fotomontage zeigt, wie so etwas aussehen kann.

Foto: Carl-Wilhelm Bienefeld

Im Juli 2022 hatte der Projektkursus „Jüdische Geschichte in Deutschland“ der Gesamtschule Büttgen einen Antrag an den Stadtrat gestellt, eine Tafel mit der Aufschrift „Jüddepatt“ an der Gartenstraße aufzustellen, die an ein Stück Stadtgeschichte erinnern soll: den „Jüddepatt“, einen historischen Pfad zwischen Büttgen und Glehn. Darüber kamen bis in die 1930er Jahre in Glehn lebende Juden zu Fuß nach Büttgen, um mit den hiesigen Bauern Viehhandel zu betreiben.

Der Pfad führte vorbei am Glehner Buscher Küllchen, südlich der Weilerhöfe, zu den Buscherhöfen und kreuzte dabei den Kahlenberger Weg. Von dort aus führte der „Jüddepatt“ nördlich auf die Gartenstraße. „Mit einer solchen Tafel hat die Stadt die Möglichkeit, ein Zeichen für Zivilcourage und gegen Rassismus und Antisemitismus zu setzen und gemeinsam mit der Stadt Korschenbroich auch ein stadtübergreifendes geschichtliches Projekt umzusetzen“, hieß es damals in der Begründung des Antrags.

Der Jüddepatt wurde von jüdischen Mitbürgern genutzt, um von Glehn nach Büttgen zu gelangen. Dort verkauften sie dann ihre Waren.

Foto: Gesamtschule Büttgen

Initiiert wurde das Projekt von der viel zu früh verstorbenen Nadine Graber. In ihrem Projektkursus hatte die Lehrerin über diesen Pfad gesprochen und den Antrag gestellt. Graber wandte sich dann an Religionslehrer Carl-Wilhelm Bienefeld, der von der Idee, den „Jüddepatt“ wieder zu beleben, sofort begeistert war. Auch Reinhold Mohr, der ehrenamtlich im Kreisheimatbund, im Kaarster Stadtarchiv und auf dem Tuppenhof arbeitet, wurde mit ins Boot geholt. Auch die Büttgener St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft und der Heimatverein Glehn in Person von Stephan Hendy sowie der Förderverein der Gesamtschule unterstützen das Projekt.

Insgesamt sollen neun Schilder zwischen Büttgen und Glehn aufgestellt werden, die auf den „Jüddepatt“ hinweisen. Das erste ist in der Nähe des Stolpersteins an der Rathausstraße geplant – doch dort muss nach Angaben von Carl-Wilhelm Bienefeld zuerst die Eigentümer-Gemeinschaft, der rund drei Viertel der Parkplätze gehören, entscheiden, ob die Tafel auch aufgestellt werden darf.

Auch beim Rewe-Markt sollen Tafeln aufgestellt werden

Die weiteren Tafeln sind an einer Laterne vor dem Rewe-Markt in Büttgen, neben dem Rewe-Markt auf einem Privatgrundstück, an den Straßenschildern „Gartenstraße“ und „Hans-Peter-Keller-Weg“ vorgesehen. An diesem Straßenschild sollen gleich drei Tafeln aufgehangen werden: eines an der Ecke „Bachstraße“ in Fahrtrichtung Berliner Platz, ein weiteres ebenfalls an der „Bachstraße“ in Fahrtrichtung Glehner Straße und eines am Eingang zum Gebäude der Grundschule Budica. Das Endschild soll auf dem Gelände der Schule stehen. „Ein Teil des Jüddepatts in Büttgen ist bebaut, in Glehn ist er komplett frei“, sagt Bienefeld auf Anfrage.

Nach dem Stolperstein ist die Wiederbelebung des Pfades eine Herzensangelegenheit für Bienefeld und die verstorbene Graber. „Es ist ein Stück unserer Geschichte. Ich bin der Meinung, dass wir das aufarbeiten müssen, damit es nicht wieder passiert. Es geht auch darum, ein Stück Geschichte lebendig zu machen“, so Bienefeld. Laut des Religionslehrers habe Graber kurz vor ihrem Tod erklärt, dass sie die Wiederbelebung des „Jüddepatts“ gerne miterleben würde. „Nadine Graber wurde auf dem Waldfriedhof Meerbusch beigesetzt. Da hier weder Kränze oder Blumen erlaubt sind, hat die Familie um Spenden gebeten, damit die Beschilderung des gesamten Weges finanziert werden kann“, sagt Bienefeld.

Und das hat geklappt: Noch in diesem Jahr soll der „Jüddepatt“ mit neun Tafeln wiederbelebt werden.