Stadt Kaarst wehrt sich Kritik am Zustand der Kriegsgräber

Kaarst · Cilli und Dieter Schubert beschweren sich bei unserer Redaktion über den Zustand der Kriegsgräber auf dem Kaarster Friedhof. Dieser sei „blamabel“. Die Zuständigkeit liegt beim Baubetriebshof. Dessen Leiter kann die Kritik nicht nachvollziehen.

Dieter Schubert klagt über den Zustand der Kriegsgräber auf dem Kaarster Friedhof.

Foto: Wolfgang Walter

Die Kritik fällt deutlich aus. „Es ist einfach blamabel und tut so weh“, sagt Cilli Schubert. Gemeinsam mit ihrem Mann Dieter steht sie beim Ortstermin vor den Kriegsgräbern auf dem Kaarster Friedhof und ärgert sich über deren ungepflegtes Aussehen: Das Unkraut auf den Gräbern wachse unkontrolliert und gleiche inzwischen einem „Bodendecker“. Viele Farne lugen aus den Hecken hervor, die die Gräber säumen. Die Inschriften der Steine sind kaum noch zu lesen: „Das alles ist der Gefallenen unwürdig, die für unser Vaterland ihr Leben gelassen haben“, meint das Ehepaar Schubert.

Zudem biete der Eingang am Jungfernweg sowieso schon ein trauriges Bild: Abgebrochene und umgeknickte Äste liegen wild durcheinander – nahe dem Schild der Friedhofsordnung mit dem Satz „Die Begräbnisstätten, die angrenzenden Wege und die Randstreifen sind in sauberem Zustand zu halten“, wie unter Punkt drei zu lesen. „Daran sollten sich auch die Verantwortlichen für die Kriegsgräber halten“, empört sich Dieter Schubert. Er kommt täglich an den Kriegsgräbern vorbei, da er sich ehrenamtlich um die alte Friedhofskapelle kümmert, die von der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Kaarst in eine Gedenkstätte für verstorbene Mitglieder umgewandelt wurde.

Gab es früher sogar gepflanzte Blumenrabatten auf den Gräbern, so sind sie seit zehn Jahren „nur“ noch mit Grün bedeckt. Bereits im September 2023 meldete sich Cilli Schubert bei Bürgermeisterin Ursula Baum und regte die ausstehende Pflege der Gräber an. Damals erhielt Schubert eine Nachricht der zuständigen Mitarbeiterin, dass laut Kontrolle dort „gerade“ gearbeitet worden wäre. Das Ehepaar hatte in diesem Jahr beobachtet, dass Mitte März das Grün der Gräber geschnitten wurde, danach aber nicht mehr. Gespräche mit Mitarbeitern des Bauhofs und den Friedhofsgärtnern führten zu keinem Ergebnis.

Cilli Schubert hat durchaus einen Lösungsvorschlag zur einfacheren Pflege parat: „Das Unkraut entfernen und alles dicht mit Rindenmulch bedecken“, regt sie an. Auch Theo Wilms, der zufällig vorbeikommt, stuft den Zustand der Kriegsgräber als „traurig“ ein. Sein Rat: Die Pflege wäre doch eine gute Aufgabe für die Schützen – sie könnten sich zwei Mal pro Jahr darum kümmern.

Stefan Schmidt, Geschäftsführer des Landesverbandes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, bestätigt auf Nachfrage, dass die Stadt Kaarst und das Friedhofsamt für die Pflege der Gräber zuständig sind. Er ergänzt, dass jede Kommune jährlich pro Grab 20,71 Euro zur Pflege von der Bezirksregierung Düsseldorf erhält. Auf dem Kaarster Gemeindefriedhof sind 15 Kriegstote bestattet – das wären also 310,65 Euro, die die Stadt auf jeden Fall zur Verfügung hat.

Ralf Stübben, Leiter des Kaarster Baubetriebshofes, der für die Pflege des Kaarster Friedhofs zuständig ist, kann die Kritik am Zustand der Kriegsgräber nicht nachvollziehen. „Wir versuchen, mindestens einmal im Monat einen Pflegedurchgang hinzubekommen“, erklärt er auf Anfrage. Zuletzt seien die Kriegsgräber Ende April gepflegt worden. „Wir sind mit dem aktuellen Zustand sehr zufrieden“, so Stübben weiter. Ende Mai soll ein weiterer Pflegedurchgang erfolgen: „Wir können aktuell nichts feststellen.“ Es könne über den Winter passieren, dass Farne durch die Hecken kommen, zum Insektenschutz lasse der Bauhof aber alle Grünflächen so, wie sie sind – damit die Insekten genug zu essen haben. „Im Frühjahr geht es dann wieder los“, so Stübben.

Diane Tempel-Bornett, Sprecherin des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, erklärt auf Anfrage: „Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist für die Gräber der Kriegstoten im Ausland zuständig. Die Inlandskriegsgräber werden von den Kommunen gepflegt, die Ausnahme sind nur eine Handvoll Inlandskriegsgräber.“