Sorgen und Wünsche im Gespräch Wie Menschen mit Sehbehinderung die Mobilität in Kaarst erleben
Kaarst · Mitglieder des Vereins „Blind-Gänger“ traten mit der Stadtverwaltung in den Dialog über Schwierigkeiten für Menschen, die kaum sehen können. Ein Beispiel: Shared- Space-Konzepte.
Im Kunstcafé EinBlick mussten mehrere Tische zusammengerückt werden – ein Zeichen dafür, dass es nicht wenige Menschen in Kaarst gibt, die sehr schlecht bis gar nicht sehen können. Sie haben sich zum Verein Blind-Gänger zusammengeschlossen und traten jetzt ein weiteres Mal mit der Verwaltung in den Dialog. Elke Anders, Leiterin der Abteilung Mobilität und Klima, stand für Fragen bereit.
Emanuel Stadler, Manuela Dolf und Margaret Reinhardt sind die Macher unter den Blind-Gängern. Sie machten deutlich, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt gut ist. Aber sie übten jetzt auch Kritik: Von dem sogenannten Shared Space, was übersetzt so viel wie gemeinsamer Raum bedeutet, halten sie überhaupt nichts. Die Niederländer haben das Prinzip unter der Federführung von Hans Monderman bereits in den 1990er Jahren entwickelt. Demnach sind Autos, Fahrradfahrer und Fußgänger auf der Straße gleichberechtigt. Dabei soll auch auf Fahrbahnmarkierungen und andere Verkehrszeichen verzichtet werden. Menschen mit gravierenden Sehproblemen kommen mit einem solchen Gewusel nicht zurecht. Sie wären auch hier auf Leitlinien angewiesen. Auch Elektroautos sind für die Blindgänger ein Problem: Fast lautlos und beschleunigungsstark, empfinden sie sie als Gefahr.
Eine ältere Dame brachte ein weiteres Thema in die Diskussion ein und beklagte sich über die Unzuverlässigkeit des Taxi-Busses. Elke Anders berichtete hingegen von Tests, die sehr positiv verlaufen seien. Außerdem kündigte sie die Barrierefreiheit der Internetseiten der Stadt an. Und gab an, dass die Geschwindigkeit am Neumarkt zu hoch sei. Ihr Versprechen: „Wir versuchen, für Sie das Beste herauszuholen.“ Dass es auf der Alten Heerstraße einen weiteren Zebrastreifen geben könnte, sah sie als eher nicht umsetzbar. Elke Anders sagte auch, dass Verbesserungen nur nach und nach umgesetzt werden können. Die Begründung: „Es ist eine Frage des Geldes.“ Die Blinden und stark Sehbehinderten sind froh, dass es in Kaarst noch so wenige E-Scooter gibt. „Wir könnten sie nicht ganz verhindern, aber wir haben keine Anfragen von möglichen Anbietern – die sehen hier offensichtlich keinen Bedarf“, sagte Elke Anders. Den Wunsch nach einer Blinden-Ampel am Kaarster Bahnhof beantwortete sie so: „Die Programmierung der Ampel wird zu Gunsten der Fußgänger verändert.“ Fest steht jedoch nicht, wann das passieren wird. „Ich finde es gut, wenn wir uns gegenseitig unterstützen“, erklärte Anders. Manuela Dolf war ebenfalls froh: „Irgendwie kriegen wir das alles zusammen hin.“ Und sie fügte hinzu: „Uns brennt momentan nichts unter den Nägeln.“ Elke Anders erklärte, dass die Ergebnisse des Arbeitskreises Innenstadt in der April-Sitzung des Bau- und Planungsausschusses vorgestellt werden. Ziel sei es, dass Blinde von den Bushaltestellen in der Innenstadt aus mit entsprechenden Leitlinien alleine zu allen wichtigen Adressen wie Ärzten, Apotheken, Banken und dem Rathaus gelangen können.