Johanniter-Zentrum Kaarst Eine Heimat für Menschen mit Demenz

Kaarst · 24 Menschen, die an Demenz erkrankt sind, wohnen im Johanniter-Zentrum in Wohngemeinschaften zusammen und werden dort rund um die Uhr von Pflegekräften betreut. Es ist fast schon wie in einer kleinen Familie, wie bei unserem Besuch deutlich wird.

Arjola Hatija, Pflegedienstleiterin im Johanniter-Haus und ihr Team haben mit den Bewohnern ein Fest gefeiert.

Foto: Johanniter-Zentrum Kaarst

(seeg) Mehrere Bewohner sitzen am Vormittag in der großen Wohnküche, eine häkelt etwas. Pflegedienstleiterin Arjola Hatija wird von einer Bewohnerin gerufen, sie will ihre Hand halten. Es wirkt alles vertraut, wie in einer großen Familie. Noch immer wirken die Bewohner im „Johanniter-Haus – Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz“, wie es heißt, etwas erschöpft. Tags zuvor wurde Geburtstag gefeiert. „Eigentlich wollten wir im vorigen Jahr zum zehnjährigen Bestehen dieses Hauses ein Fest veranstalten, es war kein Raum für eine Feier, die Mitarbeiter waren von den drei Jahren Corona sehr erschöpft“, erklärt Einrichtungsleiter Markus Fritsch. Also wurde das Fest nun zum elften Geburtstag nachgeholt.

Und obwohl die Konzentration der Bewohner laut Fritsch oftmals nur für 30 bis 45 Minuten ausreicht, feierten einige fünf Stunden lang im Innenhof. Bei der Planung für dieses Fest sei intern diskutiert worden, ob Angehörige eingeladen werden oder nicht. „Wir haben uns gefragt, was wir den Bewohnern zumuten können“, so Fritsch. Am Ende wurden die Angehörigen nicht explizit ausgeladen. Auch die Zahl der externen Gäste wurde beschränkt, weil die Bewohner „ein eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis haben und sich schnell ablenken lassen“, erklärt der Einrichtungsleiter.

Seit rund einem Jahr ist Arjola Hatija als Pflegedienstleiterin im Johanniter-Haus, nachdem sie ihre Ausbildung ebenfalls im Johanniter-Zentrum absolvierte. Was ist das Besondere an der Arbeit mit an Demenz erkrankten Menschen? „Sie sind authentisch und ehrlich. Ich liebe sie einfach. Ich bin dafür geeignet, weil ich einen Trieb habe, Menschen zu schützen, die es selbst nicht können“, sagt Hatija. Bereits in ihrer Ausbildung habe sie sich vor allem mit den Dementen auseinandergesetzt.

Vor der Eröffnung des Hauses fiel die Entscheidung, für die Hauswirtschaft Mitarbeiter aus dem eigenen „Stall“ zu nehmen. „Es gibt zwei Köchinnen, die mit den Bewohnern und für die Bewohner kochen. Auch die Reinigungskräfte sind unsere Leute“, sagt Fritsch. Das habe auch etwas damit zu tun, dass die Bewohner vertraute Gesichter brauchen.

Die Eröffnung des Hauses habe sich ausgezahlt, erklärt Fritsch. „Es gibt immer wieder Menschen, die mit ihrem Verhalten eine ganze Gruppe prägen. Davon haben wir im Stift immer mal wieder welche. Wir merken, dass sie in einem gemischten Wohnbereich die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Bewohner im Johanniter-Haus sind sich alle ähnlich, es ist eine homogene Gruppe, und sie verzeihen sich gegenseitig. Jeder Tag beginnt wieder von Null“, sagt Fritsch. Es sei eine Trumpfkarte, eine solche Einrichtung zu haben, denn in anderen seien einige Bewohner abgelehnt worden.

Wichtig für Fritsch und Hatija: Die Bewohner geben den Takt vor. „Die Grenzen verschwimmen, es gibt keine festen Essenszeiten, das würden die Bewohner nicht akzeptieren“, sagt Fritsch. Das müsse auch Angehörigen vermittelt werden. Aus diesem Grund seien rund um die Uhr Pflegekräfte vor Ort.