Kaarster lässt seine Ziegen verwahrlosen
Weil der Besitzer die Klauen nicht richtig pflegt, lahmen die Tiere. Experten streiten.
Kaarst. Sie haben Schmerzen, quälen sich über den Morast. Fünf Ziegen und drei Schafe auf einem privaten Grundstück „An der Lauvenburg“ lahmen. „Die Tiere sind verwahrlost“, sagt Thomas Nachtigal.
Der 40-jährige Tierschützer spazierte am 1. Juni zufällig an dem Kaarster Gehege vorbei — und machte sofort Fotos, die er an das Veterinäramt des Rhein-Kreises Neuss schickte.
„Drei Wochen später krümmten sich die Tiere immer noch vor Schmerzen und waren in einem erschreckenden Zustand“, sagt der Meerbuscher. Von Seiten des Veterinäramtes heißt es, der 59-jährige Besitzer sei fünf Tage später informiert worden.
„Die Klauen wurden nicht korrekt gekürzt. Ein Tier hat so verwachsene Füße, dass es vermutlich nie mehr richtig laufen wird“, sagtTierärztin Claudia Zerlik. „Der Halter macht es aber nicht mit Absicht. Er ist überfordert.“
Auf Drängen des Amtes ließ der Besitzer einen Tierarzt kommen, der die Ziegen und Schafe seitdem behandelt, die Klauen professionell schneidet. „Mit ein bisschen Klauenpflege ist es aber nicht getan. Die Tiere sind schwer krank“ sagt Nachtigal. „Sie müssen so behandelt werden, dass sie völlig schmerzfrei sind.“
Laut Zerlik ist eine Besserung des Gesundheitszustandes jedoch nicht von heute auf morgen zu erwarten. „Einige Tiere hatten bereits früher Probleme. Im Horn haben sich Bakterien angesammelt. Es dauert, bis sie gesund werden“, sagt sie.
Zudem hätten die bis zu 15 Jahre alten Ziegen und Schafe Arthrose, was jedoch nicht auf eine mangelnde Pflege zurückzuführen sei. „Ihnen werden nun Schmerzmittel verabreicht“, sagt die Tierärztin. „Aber bei Tieren ist es wie beim Menschen. Im hohen Alter läuft man einfach nicht mehr so schön.“
Nachtigal widerspricht dem. „Ich kenne Ziegen und Schafe, die nicht solche Höllenqualen durchmachen und nur apathisch herumliegen“, sagt er. Die Tiere müssten notfalls eingeschläfert werden, sollte keine Besserung eintreten.
„Wir warten jetzt ab, ob die Therapie anschlägt“, sagt Zerlik. In vier Wochen wüssten die Ärzte mehr. Das Veterinäramt will die Entwicklung der Tiere wöchentlich kontrollieren.
„Sie sind auf jeden Fall gut genährt und haben einen Stall, in den sie sich zurückziehen können“, sagt sie. Der Besitzer wolle die Missstände beheben, die Klauen künftig ein Mal pro Jahr kontrollieren lassen. Für eine Stellungnahme war er nicht zu erreichen.