Neuer Investor für die Birkhofstraße?
Die Bürgerinitiative „Wir in Büttgen“ präsentiert mit der Schoofs-Gruppe einen Entwickler, der neben dem Supermarkt, auch Discounter und Drogerie ansiedeln will.
Kaarst. Es ist eine Entwicklung, die schon länger absehbar war und gerade ältere Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, hart treffen wird: Am Samstag öffnet die Kaisers-Filiale am Rathausplatz in Büttgen ein letztes Mal, bevor sie abends um 18 Uhr endgültig schließen wird.
Einen Nachmieter für den Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von 350 Quadratmetern gibt es nicht. Auch die ehemaligen Räume der Schlecker-Drogerie in der Ladenzeile nebenan stehen schon lange leer.
Viele Büttgener fühlen sich im Stich gelassen, sie müssen sich auf Engpässe beim täglichen Einkauf einstellen. Denn mit dem Kaisers-Markt schließt der einzige Supermarkt im Süden von Büttgen. Mittelfristig soll ein Rewe-Supermarkt in zwei bis drei Jahren auf dem Berliner Platz Abhilfe schaffen.
Doch die Pläne spalten den Ort und werden seit August 2012 vor allem von der Bürgerinitiative (BI) „Wir in Büttgen“ scharf kritisiert. Ergebnisse der frühzeitigen Bürgerbeteiligung zum Supermarkt Berliner Platz sollen in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses (PVA) am 12. März vorgetragen werden.
Doch nun zeichnet sich eine interessante Wende ab: Denn die Bürgerinitiative, die vehement gegen eine Bebauung auf dem Berliner Platz kämpft, hat mit der Schoofs-Gruppe aus Kevelaer einen Projektentwickler an Land gezogen, der sich vorstellen könnte, an der Birkhofstraße zu investieren. Dieser Standort wurde von der Initiative und vielen Unterstützern immer wieder favorisiert. Politik und Verwaltung aber verwarfen ihn schnell, da er außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs liegt, den der Stadtrat 2011 festlegte (siehe Grafik).
Nun aber könnten diese Pläne neuen Aufwind bekommen. „Der Kontakt zum Projektentwickler ist eher zufällig entstanden. Er ist auf unsere Banner in Büttgen aufmerksam geworden“, berichtet Bernhard Rieksmeier vom Sprecherausschuss „Wir in Büttgen“. Erste Pläne für das angedachte insgesamt 20 000 Quadratmeter große Areal an der Birkhofstraße gibt es bereits. So will der Investor nicht nur einen Supermarkt errichten, sondern strebt mit einem Discounter und einer Drogerie eine „vollständige Versorgung“ an.
Ob die Geschäfte nun auf dem bestehenden P & R-Platz (städtischer Besitz) und der neue Parkplatz auf dem Acker (Privatbesitz) nebenan entstehen, beziehungsweise umgekehrt, sei zunächst zweitrangig, meint Rieksmeier. Der Eigentümer der etwa 10 000 Quadratmeter großen Ackerfläche sei zumindest bereit, zu verkaufen.
Auf Anfrage bestätigte Jens Jütten, Projektentwickler der Schoofs-Gruppe, gestern, dass er bereits mit möglichen Betreibern in Kontakt stehe: „Es gibt zwei schriftliche Bekundungen.“
Die Bürgerinitiative ist vom Standort Birkhofstraße überzeugt: „Die gute Verkehrslage würde den Umsatz deutlich erhöhen. Wir gehen von einem Einkaufsvolumen von zehn Millionen Euro pro Jahr aus“, sagt Rieksmeier. Er sieht den Markt als Frequenzbringer für die Geschäfte an der Bahnstraße und am Robert-Grootens-Platz. „Auch die S-Bahn-Benutzer könnten schnell ihre Einkäufe erledigen.“
Weitere Argumente der Initiative: Das Thema Lärm und die Schulwegsicherung seien an der Birkhofstraße weniger problematisch. Vor dem Baustart könne auch das Bundesschützenfest 2015 noch über die Bühne gehen, auch darüber hat sich die Gruppe Gedanken gemacht.
Der Berliner Platz habe aufgrund seiner Enge, bei Anlieferungswegen und Fahrzeugbewegungen deutliche Nachteile. „So hat ja auch nur Rewe Interesse am Berliner Platz, alle anderen potenziellen Betreiber wollen dort nicht hin“, sagt Klaus Strümpel von „Wir in Büttgen“.
Warum die „Ecke“ Birkhofstraße damals aus dem zentralen Versorgungsbereich ausgespart wurde, kann sich die Initiative bis heute nicht erklären.
Interessen des Einzelhandels würden über die der Büttgener gestellt. „Die Bürgerschaft wird ausgeblendet“, sagt Wolf-Rüdiger von der Fecht über den Planungsprozess und wird deutlich: „Wir haben es mit Politikversagen von Verwaltung und Politik zu tun.“ Es sei wichtig, dass man den Dialog wieder aufgreife. „Wir haben jetzt, vor der Kommunalwahl im Mai, noch mal die Chance, gehört zu werden.“