Raiffeisenbank schließt zwei ihrer Standorte

Gleichzeitig soll das Beratungsangebot verbessert werden.

Kaarst. Kunden der Raiffeisenbank Kaarst müssen sich ab dem 1. Januar umstellen. Das einzig verbliebene rechtlich selbstständige Geldinstitut der Stadt schließt zwei von insgesamt fünf Standorten. Die beiden bislang halbtags mit einem Mitarbeiter besetzten Filialen an der Badeniastraße und an der Broicherdorfstraße werden komplett aufgegeben.

Der dort beschäftigte Bankberater wechselt in die Niederlassung in Holzbüttgen und stockt das Team an der Straße Im Blütenfeld damit auf zwei Mann auf. Das ist die Nachricht, die im ersten Moment vielleicht schlecht klingt, aber — das betonen die Vorstandsvorsitzenden Guido Schaffer und Martin Amann — für die Kaarster unterm Strich mehr Vor- als Nachteile bringt. „Wir ziehen uns nicht aus der Fläche zurück, sondern bauen unser Beratungsangebot in der Fläche aus“, sagt Schaffer. „Damit kommen wir den Wünschen unserer Kunden nach.“

Das Problem, erklärt Martin Amann, sei schlichtweg die fehlende Zeit gewesen. „Der Mitarbeiter, der bislang abwechselnd in den Filialen Badenia-und Broicherdorfstraße für Beratungen zur Verfügung steht, hat als Einzelperson kaum die Möglichkeit, sich die notwendige Zeit für einen einzelnen Kunden zu nehmen, weil im Zweifel bereits der nächste wartet.“ Auch sei die Finanzberatung allgemein in den vergangenen Jahren viel komplexer geworden, fügt Guido Schaffer hinzu. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass so keine vernünftige Beratung möglich ist.“ Denn: Wer keine Zeit hat, berät meistens auch schlecht.

Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls auch das Magazin Fokus Money, das vom Institut für Vermögensaufbau (IVA) jährlich bundesweit mehr als 1500 Banken in Bezug auf Beratung und Service testen lässt. In Kaarst hat die Raiffeisenbank beim sogenannten „City Contest 2014“ jetzt als Bestes von insgesamt neun getesteten Geldinstituten abgeschnitten.

Basis der Eignungsprüfung war stets ein einheitlicher Fall. Jeder Tester gab an, ein monatliches Bruttoeinkommen um die 3000 Euro zu beziehen, 5000 Euro auf einem Tagesgeldkonto und ein Depot in Höhe von 25 000 Euro zu haben. Alle suchten angeblich nach einem neuen Girokonto in ihrer Nähe. Konkret unter die Lupe genommen wurden dabei die Bereiche Vor- und Nachbetreuung, also zum Beispiel die Kontaktaufnahme und die Gesprächsatmosphäre, Interaktion, Kundengerechtigkeit und Sachgerechtigkeit.

Für alle Kriterien gaben die IVA-Experten Schulnoten von eins bis fünf. Die Raiffeisenbank Kaarst erzielte die Gesamtnote 1,9. Und auch in den Kategorien Vor- und Nachbetreuung sowie Atmosphäre/Interaktion verdiente sie sich eine Eins vor dem Komma.

Gemeinsam mit Martin Amann, der als gleichberechtigter Vorstand die Bereiche „Innenbetrieb“ und „Kundeneinlagengeschäft“ betreut, will Guido Schaffer, seit 1. März zuständig für das Kreditgeschäft, das Personal und die Zweigstellen in Kaarst, Holzbüttgen und Vorst, das Kreditinstitut weiter nach vorne bringen. „Unseren Schwerpunkt“, sagt Amann, „wollen wir gemeinsam künftig noch mehr auf die genossenschaftliche Beratung des Mittelstands legen.“