Wie Fluglärm im Schlaf krank macht

Experte Eberhard Greiser sprach in der Rathausgalerie über die Folgen von nächtlicher Dauerbeschallung.

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Kaarst. Nächtlicher Fluglärm geht nicht nur an die Nerven, sondern auch auf die Gesundheit. Wie groß die gesundheitlichen Auswirkungen tatsächlich sind, erläuterte jetzt der Bremer Mediziner und Epidemiologe Professor Eberhard Greiser in einem Vortrag in der Rathausgalerie.

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Die Stadtverwaltung hatte in Absprache mit den Fraktionen zu dieser Informationsveranstaltung eingeladen. Bürgermeister Franz-Josef Moormann begrüßte im Foyer rund 100 Zuhörer. „Wir wehren uns dagegen, unsere Lebensqualität scheibchenweise aufzugeben“, sagte der Rathaus-Chef. Schon der Bau der zweiten Düsseldorfer Startbahn habe Einschränkungen für alle anliegenden Städte und Gemeinden mit sich gebracht. 40 Slots pro Stunde würden völlig ausreichen, mehr ginge nicht. Der Airport will hingegen seine beiden Start- und Landebahnen in Spitzenzeiten besser auslasten. Dann sollen 60 statt bislang maximal 45 Flüge möglich sein.

Nun sei es an der Zeit, dass die Bürger eine klare politische Aussage träfen, und diese gegenüber der Landesregierung vertreten, betonte die neu gegründete Bürgerinitiative „Kaarster gegen Fluglärm“. Der Vortrag des Epidemiologen Greiser böte eine gute Gelegenheit, Fachwissen als Basis für die eigene Interessenvertretung mitzunehmen.

Fluglärmexperte Eberhard Greiser belegte in seinem Vortrag mit zahlreichen Untersuchungen und Studien zu deutschen und europäischen Flughäfen, dass es zwischen nächtlichem Fluglärm und schwerwiegenden Erkrankungen eine klare Verbindungen gebe. Schon 40 Dezibel Beschallung führten vermehrt zu Herz-Kreislauferkrankungen: „Ab 40 Dezibel wird es für die Gesundheit gefährlich.“ Was als Schlafstörung beginne, führe meist zu einer verkürzten Schlafdauer, dies wiederum zu chronischem Stress und Bluthochdruck.

Der Professor zeichnete eine Abhängigkeitskette auf, die mit dem Fluglärm unweigerlich einhergehe. Auch Diabetes, Krebsleiden, psychische Erkrankungen und Leseschwächen bei Kindern stünden in direktem Zusammenhang mit nächtlichem Fluglärm. Die Ergebnisse der Studien seien ohne Weiteres auf Kaarst zu übertragen, konstatierte der Bremer Mediziner.

Der Vorsitzende der Kaarster Initiative, Werner Kindsmüller: „Es ist sehr ermutigend, dass alle Fraktionen im Stadtrat unsere Aktion unterstützt haben. Nun müssen wir Druck bei der Landesregierung ausüben und fordern, dass auch gesundheitliche Risiken berücksichtigt werden. Wir wollen nicht den Profit eines Unternehmens mit unserer Gesundheit bezahlen.“