Fußball: VfR Neuss will Image des Skandalklubs abstreifen
Der neue Vorstand mit Reinhard Wendt an der Spitze muss den Verein wirtschaftlich auf solide Füße stellen.
Neuss. Seit Jahren haftet dem VfR Neuss der Ruf eines Skandalklubs an. Seit Montagabend soll diese unrühmliche Epoche ein Ende haben. Die Mitglieder haben einen neuen Vorstand mit dem Kaufmann Reinhard Wendt als Präsidenten gewählt, der den Verein in ruhigeres Fahrwasser führen soll. Es wurde sogar ein Aufsichtsrat installiert - lange Zeit undenkbar in einem Klub, in dem Entscheidungen hemdsärmelig am Stammtisch getroffen wurden, ohne sie schriftlich festzuhalten.
Die Last der Vergangenheit wiegt schwer. 150000 Euro an Außenstände muss der VfR ausgleichen, auf den Löwenanteil des Geldes wartet die Berufsgenossenschaft. Auch Mitglieder haben dem Verein Geld geliehen, um das Aus zu vermeiden. "Alle werden ihr Geld zurückbekommen - wenn auch in Raten", verspricht Wendt.
Vom Sponsor Zemson, einst mit viel Trara als Heilsbringer gefeiert, ist jedoch nicht viel zu erwarten. "Von denen haben wir bis heute keinen Cent erhalten", so Wendt, der zuvor als Jugendleiter beim VfR tätig war.
Wendt will nicht nachkarten, wirft dem alten Vorstand aber in vielen Dingen Blauäugigkeit vor. So seien in Vertrauen auf viele Euros vom Finanzdienstleister Zemson 4500 Euro für neue Trikosätze angezahlt worden, die ausstehende Summe habe man dann später natürlich nicht begleichen können.
Die Landesliga-Spieler erhielten zudem 600 Euro im Monat, mit obskuren Auflauf- und Torprämien wären sie aber durchaus auf bis zu 1500 Euro gekommen. "Das gibt es jetzt alles nicht mehr. Die Spieler kriegen höchstens 150 Euro", so Wendt. Das Niveau des Kaders habe durch diese Sparmaßnahmen zwar gelitten, "aber wir haben hier mit Jörg Ferber einen im positiven Sinne verrückten Trainer, der langfristig etwas aufbauen kann", hofft der neue Vorsitzende.
Mindesten zwei Jahre werde man bluten und sich wirtschaftlich neu aufstellen müssen. "Lieber 30 Sponsoren, die nur kleine Summen zahlen, als ein großer, der gar nichts zahlt", sagt Wendt, der weiß, dass sich der VfR verloren gegangenes Vertrauen erst wieder mühsam erarbeiten muss. Für die neue Seriosität stünde die Vorstandsriege höchstselbst: Kaufleute, Steuerberater, Stadtverordnete.