Fußballer hadern mit Reformplan

Vereinen drohen weniger Derbys und lange Auswärtsfahrten.

Rhein-Kreis Neuss. Es rumort an der Basis. Die Anfang des Jahres vom Fußballverband Niederrhein (FVN) ins Spiel gebrachte Strukturreform hat auch unter den Kickern im Rhein-Kreis Neuss hohe Wellen geschlagen. Vorgesehen ist eine Reduktion von 14 auf acht Fußballkreise.

Der Kreis Neuss-Grevenbroich soll ab der Saison 2013/14 mit Krefeld zum Kreis drei fusionieren. Was auf den ersten Blick nicht so abwegig klingt — und vom mächtigen DFB vorgeben ist — bringt die Fußballer auf die Palme. Derbys fallen weg, stattdessen drohen auch für Jugendteams lange Auswärtsfahrten, die wiederum mit steigenden Kosten verbunden sind.

Die Vereine im Rhein-Kreis Neuss teilen sich bislang auf vier Fußballkreise auf: So spielen die Korschenbroicher Klubs im Kreis vier (Mönchengladbach), die im Meerbuscher Norden im Kreis sechs (Kempen-Krefeld), der FC Büderich gar im Kreis eins (Düsseldorf) und der Rest im Kreis fünf (Neuss-Grevenbroich). So soll es nach dem Wunsch vieler auch bleiben.

Beim TuS Grevenbroich hat man sich noch nicht intensiv mit der Strukturreform befasst. „Wenn es aber so kommen sollte, ist das abzulehnen. Der Amateurfußball ist finanziell gebeutelt genug“, sagt der sportliche Leiter Herbert Clemens und erhält Rückdeckung von seinem 1. Vorsitzenden: „Wenn Lokalderbys wegfallen und Jugendmannschaften bis in den Krefelder Norden fahren müssen, bin ich dagegen“, sagt Herbert Schikora.

Entspannter beurteilt das John von Zons, Geschäftsführer des SV Uedesheim: „Ich glaube nicht, dass sich so viel ändern wird. Prekärer könnten die rein sportlichen Auswirkungen für uns sein, wenn im Zuge der Reform aus drei zwei Landesligen werden“, sagt van Zons. Dann gäbe es in einer Saison womöglich bis zu fünf Absteiger. Und der SV Uedesheim, nach dem Rückzug des VfR der klassenhöchste Verein in Neuss, kämpfte in den vergangenen Jahren stets um den Klassenerhalt.

Besonders krass stellt sich die Lage für den FC Büderich dar. „100 Jahre Zugehörigkeit des Büdericher zum Düsseldorfer Fußball dürfen nicht auf dem Reform-Altar geopfert werden“, sagt der 2. Vorsitzende Thomas Feldges. Büderich sei klar Düsseldorf-orientiert, gerade die Derbys gegen linksrheinische Vereine seien Höhepunkte der Saison. Und auch zu den rechtsrheinischen Klubs würden langjährig gewachsene Beziehungen bestehen.

Im Jugendbereich würde eine Einteilung in einen Fußballkreis mit Teams aus dem Kreis Neuss und Krefeld darüber hinaus quasi eine Verdopplung der Fahrzeiten bedeuten. „Wir lehnen die Reformpläne nicht grundsätzlich ab. Eine Zwangszuordnung von Grenzvereinen, wie wir einer sind, aber schon“, so Feldges.

Für Peter Waldinger, Mitglied des FVN-Lenkungsausschusses, der den Entwurf der Strukturreform ausgearbeitet hat, waren die zurückliegenden Monate nicht einfach. Im Rahmen der in den vergangenen Wochen durchgeführten Regionalkonferenzen, bei denen Vereinsvertreter detailliert über die Reformpläne in Kenntnis gesetzt wurden, habe er jedoch zunehmend auch Zustimmung oder zumindest Verständnis gespürt.

„Wir sind ja auch offen für Kritik und Anregungen. Wir wollen jeden einzelnen Fall prüfen und versuchen, einen Kompromiss zu finden“, sagt Waldinger. Allerdings würden die Vereinsvertreter oftmals nur den Spielbetrieb im Auge haben und anderes außer Acht lassen. „Der demografische Wandel ist so ein Punkt. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren 18.000 aktive Fußballer verloren. Das ist fast ein ganzer Kreis. Der Status quo kann es also nicht sein“, so das FVN-Präsidiumsmitglied.

Die Erkenntnisse aus den Regionalkonferenzen will der Lenkungsausschuss in den kommenden Wochen auswerten und in das Reformpapier einarbeiten. Waldinger hofft, dass die Reform noch vor den Sommerferien auf den Weg gebracht werden kann. Die endgültige Entscheidung fällt dann auf einem außerordentlichen Verbandstag im dritten Quartal des Jahres.