Handball/TSV Dormagen: Die traurige Zeit des Abschieds
Am letzten Spieltag der Bundesliga verabschiedet der TSV Dormagen sechs Spieler, seinen Manager und gewinnt gegen Absteiger Tusem Essen locker mit 30:21 (15:10).
Dormagen. In der letzten Partie der Handball-Saison 2008/09 sollte kein Schönheitspreis mehr verliehen werden. Die Platzierungen standen vor dem Anpfiff fest, der TSV Dormagen belegt den 16. Platz, der in diesem Jahr aufgrund des Zwangsabstiegs der HSG Nordhorn kein Relegationsplatz ist.
Und Essen ist als 18. sportlich abgestiegen, hätte aber wegen der Insolvenz auch aus wirtschaftlichen Gründen den Weg in die zweite Liga nehmen müssen.
Abschiedsstimmung kam aber schon vor dem Anpfiff auf, da der TSV sechs Spieler plus Manager verabschiedete. Blieb es zunächst ruhiger als Tim Henkel (zum Bergischen HC), Matthias Kurth (Zukunft noch offen), Denis Zakharov (Ziel unbekannt) und Ingo Meckes (Horkheim) aufgerufen wurden, so brandete besonders starker Beifall beim Namen Szabolcs Laurencz auf - der Linkshänder ist beim Publikum äußerst beliebt.
Es gab sogar eine Faninitiative für den Verbleib des sympathischen Ungarn, doch mit Blick auf den ausgereizten Etat musste der TSV Szabi ziehen lassen. Wohin ist aber auch Laurencz noch nicht klar. Er hat ein Angebot vom Zweitligisten Groß-Bieberau vorliegen, eine Entscheidung wird für diese Woche erwartet.
"Natürlich wäre ich gerne in Dormagen geblieben", sagt der Rückraumspieler, der seine Tränen nicht verbergen wollte. "Doch ich muss die Entscheidung akzeptieren."
Gefeiert wurde Torwart Joachim "Jojo" Kurth, der in der Vorwoche 39 Jahre alt geworden war. Im Gegensatz zu den Abgängern wird er aber dem TSV als Marketingleiter erhalten bleiben. Schließlich dankte Vereinsvorsitzender Dr. Bertram Anders seinem langjährigen sportlichen Leiter und Hauptgeschäftsführer Uli Derad für die "erfolgreiche Zusammenarbeit". Der Applaus des Publikums unterstrich die Worte und die guten Wünsche für Derads künftige Tätigkeit beim Branchenführer THW Kiel.
Mit ordentlichen Leistungen beendeten dann beide Teams die Saison. Michiel Lochtenbergh und Nils Meyer brachten den TSV mit ihren Doppelpacks schon nach vier Minuten mit 4:1 in Führung, doch Pasqual Tovornik - Toptorjäger vom Mittwochspiel gegen den THW Kiel - hielt die Gäste im Spiel.
Zwar konnte der TuSEM nicht einmal in den 60 Minuten ausgleichen, sorgte aber immer wieder für den Anschluss. So führte der TSV fünf Minuten vor dem Pausenpfiff "nur" mit 11:9. Dann aber war der Knoten geplatzt, das Team von Kai Wandschneider zog auf 15:10 davon. Auch im zweiten Spielabschnitt konnte Essen zunächst Paroli bieten und wehrte sich nach Kräften.
Doch ohne voll zu überzeugen setzte der TSV sich ab und steuerte einem ungefährdeten Heimsieg entgegen. Die letzte Auszeit, so erklärte Wandschneider später bei der Pressekonferenz, war die für "Jojo". Ein spezieller Banner wurde ausgerollt und Kurth genoss noch einmal den Beifall der Fans.
Bester Schütze war einmal mehr der niederländische National-Linksaußen Lochtenbergh, der elf Treffer erzielte und damit noch auf den zehnten Platz der Bundesliga-Torschützenliste kletterte. In der Gesamtbilanz aller Siebenmeterschützen rangiert Lochtenbergh knapp hinter Vid Kavticnik (Kiel) und Lars Christiansen (Flensburg).
Für Kai Wandschneider hat es in dieser Saison nicht ganz geklappt: Der 30:21 gegen Essen war sein insgesamt 199. Sieg mit dem TSV. Den traditionellen Saisonabschluss konnte er am gestrigen Sonntag nicht mitmachen, weil er noch am Samstag nach Berlin geflogen war, wo er das All-Star-Team zusammen mit Dr. Rolf Brack (Balingen) coachte.
Wandschneider dankte Uli Derad aber bei der Pressekonferenz: "Er hat uns geprägt. Und obwohl es Differenzen und Spannungen gab, hatte ich immer seine hundertprozentige Rückendeckung."