Leichtathletik: Junges Talent beim TG Neuss
Mit Tai Do Huu verfügt der Verein über ein Juwel im Sprint. Mit 15 Jahren läuft er die 100 Meter in 11,66 Sekunden.
Neuss. Der 15-jährige Neusser Tai Do Huu will einfach nur schnell laufen - und natürlich gewinnen. Meistens gelingt ihm das auch, denn in der Neusser und Düsseldorfer Umgebung ist er momentan nicht zu schlagen.
Am Samstag beim Ferien-Sportfest in Düsseldorf lief er der Konkurrenz einmal mehr auf und davon. Die 100 Meter absolviert er in 11,66 Sekunden - so schnell wie noch nie zuvor und so schnell wie seit 25 Jahren kein Neusser Junge mehr.
"Eigentlich kann ich nur geradeaus laufen - sonst nichts", scherzt der 15-Jährige, der erst seit drei Jahren Leichtathletik betreibt. Er wurde beim Neusser Sommernachtslauf entdeckt, als Huu vor zwei Jahren bei den 13-Jährigen im Feld vorne auftauchte. "Längere Strecken wie beim Sommernachtslauf mag ich eigentlich gar nicht", verrät der junge Neusser, der sich aber vor sechs Wochen erneut zum Lauf durch die Neusser City überreden ließ. Und diesmal gewann er sogar. "Das war mir sehr wichtig", freute er sich, zumal er bei seinem Erfolg auch für seine Schule (Marie-Curie-Gymnasium) punkten konnte.
Dass ausgerechnet in Neuss derzeit wieder ein toller Nachwuchssprinter heranwächst, ist fast schon ein Wunder. Denn in der Quirinusstadt gibt es keine Kunststoffanlage wie etwa in Kaarst oder Dormagen. Tai Do Huu muss im Jahnstadion auf einer alten Aschenbahn trainieren und tritt dabei meist in die Löcher, die er zuvor selbst hinterlassen hat.
Das sind natürlich denkbar schlechte Voraussetzungen für einen Top-Sprinter. Dass es in Neuss noch immer keine Kunststoffbahn gibt, muss wohl als Versäumnis der Lokalpolitik angesehen werden, die eine olympische Kernsportart wie die Leichtathletik scheinbar schon vor Jahren aus den Köpfen verbannt hat.
Wie schnell Tai Do Huu die 100 Meter in Zukunft einmal laufen kann, vermag er nur schwer einzuschätzen. Von späteren sportlichen Erfolgen träumt der Zehntklässler auch gar nicht. Stattdessen will der frühere Tischtennisspieler in den nächsten Monaten lieber seine Startphase verbessern und seinen Laufstil optimieren.
An den technischen Besonderheiten des Sprints arbeitet er im Training bis zu dreimal die Woche bei Ursula Grobe-Einsler und Sigrid Dederichs. Zusätzlich kommt noch eine spezielle Krafteinheit bei Hans-Peter Heinen hinzu.
Nach der Schule (Notendurchschnitt 2,6) möchte er später gerne Sportmanager werden und zuvor studieren. Mathematik, Informatik und natürlich Sport sind derzeit seine Lieblingsfächer. Und wenn er nicht gerade für die Schule lernen muss oder mit seinen jüngeren Geschwistern spielt, dann trifft er sich gerne mit Freunden im Jahnstadion zum Fußball spielen.
Sein nächstes sportliches Ziel sind die Nordrhein-Meisterschaften der Schüler am 6. September in Bottrop. Da will er vergessen lassen, dass er als Siebter bei den Westdeutschen Schülermeisterschaften vor vier Wochen in Kirchen an der Sieg beim Endlauf der sechs Besten zuschauen musste. Das ärgert ihn heute noch.