Leichtathletik: Zu hoch gepokert für Silber

Bei der Junioren-WM in Polen sichert sich Karten Dilla die Bronzemedaille.

Bydgoszcz/Dormagen. Der gerade 19 Jahre alt gewordene Dormagener Stabhochspringer Karsten Dilla erfüllte sich mit Bronze seinen Medaillentraum bei der Junioren-WM im polnischen Bydgoszcz. Er übersprang bei sehr schwierigen äußeren Bedingungen mit drehenden Winden die Höhe von 5,30 Meter. Weltmeister wurde, wie erwartet, der neue deutsche Überflieger Raffael Holzdeppe (Zweibrücken) mit der Höhe von 5,50 Meter. Er ist als Deutscher Vizemeister auch im Peking-Olympiateam.

Während Holzdeppe seiner Favoritenstellung eindrucksvoll gerecht werden konnte, gab es im Kampf um die Medaillen dahinter eine knallharte Auseinandersetzung. In die griff überraschend auch der Pole Pawel Wojciechowski ein, der sich von den etwa 8000 begeisterten Zuschauern im Stadion bis über die Höhe von 5,40 Meter treiben ließ.

Dilla konzentrierte sich zunächst auf die zuvor ins Visier genommene Bronzemedaille und war bei der Höhe von 5,10 Meter in den Wettkampf eingestiegen, die er im zweiten Versuch meisterte. 5,20 und 5,30 Meter gelangen dann auf Anhieb. Bei der Höhe von 5,35 Meter schaute Dilla zu, wie sich der Ungar Dezso Szabo vergeblich abmühte. Da hatte er Bronze sicher.

Auf einmal lockte sogar Silber, und Dilla nahm das Duell mit dem Polen um Rang zwei an. Wojciechowski überflog die 5,40 Meter im zweiten Versuch. Dilla pokerte nun, ließ seinen dritten Versuch aus und nahm statt dessen 5,45 Meter in Angriff. Das ging knapp daneben. Hoch war er über der Latte, fiel dann aber auf sie herunter. Die Polen konnten über Silber jubeln.

"Das war verdammt knapp”, sagte Karsten Dilla nach dem Wettkampf etwas wehmütig. "Da hat mir noch ein wenig das turnerische Geschick gefehlt. Im ersten Moment war ich ein wenig enttäuscht, nicht Silber gewonnen zu haben. Aber jetzt freue ich mich einfach über Bronze.” Schließlich ging für das deutsche Höhenjäger-Duo somit der Wunsch von zwei Medaillen in Erfüllung.

"Wir haben schon ein bisschen davon geträumt, zusammen auf dem Siegerpodest zu stehen. Dass das jetzt wirklich geklappt hat, ist einfach super," meinte Raffael Holzdeppe. Dillas Trainer Thorsten Tesch war vom Wettkampf begeistert, aber auch ziemlich mitgenommen: "Karsten war die Nummer fünf der Weltrangliste, mit Bronze hat er viel erreicht. Es war verdammt schwer, bei den Windverhältnisse zu guten Sprüngen zu kommen."

Er selbst konnte von außen kaum ins Geschehen eingreifen. Bei den Versuchen von Dilla kümmerte sich Raffael Holzdeppe um Stärke und Richtung des Windes und gab jeweils die entsprechenden Zeichen. Gegen die 8000 Polen im Stadion setzten sich die deutschen Fans (fast die gesamte Junioren-Nationalmannschaft) immer wieder einmal lautstark durch. Neben den Eltern waren auch beide Großeltern von Karsten Dilla nach Bydgosczc gereist.

Am Samstag kommt es in Berlin zum erneuten Aufeinandertreffen von Dilla und Holzdeppe, wenn es um den Deutschen Jugendmeistertitel geht. Holzdeppe war bisher noch nie Deutscher Jugendmeister, auch nicht bei der B-Jugend, da gewann vor zwei Jahren Karsten Dilla.