Stabhochsprung: Die Olympiateilnahme bleibt in weiter Ferne

Björn Ottos Olympiatraum endet in Nürnberg bereits bei 5,60 m als Sechster.

Nürnberg. Seit Samstag um 17.58 Uhr weiß der 30-jährige Dormagener Stabhochspringer Björn Otto, dass er bei den Olympischen Spielen in Peking nicht dabei sein wird. Da hatte Otto in Nürnberg auch bei seinem letzten Versuch über die Höhe von 5,70 m die Latte knapp heruntergerissen, nachdem er schon zuvor bei seinen Versuchen über diese Höhe alles andere als sicher gewirkt hatte.

Schon bei seinem gelungenen Versuch über 5,60 m hatte er die Latte berührt, die aber liegen geblieben war. Die Höhe von 5,40 m zuvor war dagegen völlig glatt gegangen.

Als dann Otto später die Ergebnisliste studierte, konnte ihm nicht entgehen, dass selbst die Olympia-Normhöhe von 5,70 m nicht für Peking gereicht hätte. Vor ihm lagen Titelverteidiger Danny Ecker (5,75 m/Leverkusen), Tim Lobinger (5,75 m/München) und der "kackfrech auftretende" 18-jährige Raffael Holzdeppe (5,75 m/Zweibrücken).

Selbst Alexander Straub (5,70 m/Filstal) und auch Fabian Schulze (5,65 m/Kornwestheim) müssen wie Otto zuhause bleiben. Bei der Höhe von 5,60 m gegen 17 Uhr war erst das knisternde Pokern richtig losgegangen. Was es zuvor noch nie in Deutschland gegeben hatte: bei dieser Höhe waren noch zwölf Springer im Wettbewerb, darunter auch der ehemalige Dormagener Florian Sürth (Deutscher Jugendmeister 2005), der sich auf 5,50 m steigern konnte, am Ende aber doch nur Zwölfter wurde.

Ob Otto (wie Danny Ecker) erst bei 5,75 m hätte weiter machen sollen, bleibt eine offene Frage. Es wurde einmal mehr deutlich, dass der 30-jährige angehende Diplom-Biologe mental bei weitem nicht so stabil wie im Vorjahr ist.

Denn im knallharten ultimativen Ausscheidungsprozess am Samstag zeigte er Unsicherheiten und ließ es genau an der Coolness fehlen, die ihn im Vorjahr so bärenstark gemacht hatte, als er zu den weltbesten Springern (Fünfter bei der WM in Osaka) gehört hatte.

Es kam wie es kommen musste: Ecker hatte 5,50 m übersprungen und erst einmal nur geschaut. Dann leistete sich Ecker bei 5,70 m einen Fehlversuch und machte erst bei 5,75 m weiter. Sein dritter Sprung an diesem frühen Abend überhaupt katapultierte ihn über 5,75 m sehenswert zum Deutschen Meistertitel und ins Olympiaaufgebot für Peking.

Lobinger hatte brav alle Höhen mitgemacht und probierte über 5,80 m noch den DM-Titel zu retten. Es gelang ihm genauso wenig wie dem 18-jährigen Raffael Holzdeppe, der ab Freitag im polnischen Bydgoczsz zur U-20-WM mit dem Dormagen Karsten Dilla antritt und dort der ganz große Favorit ist.

Björn Otto bleibt nur wenig Zeit zum bitteren Wunden lecken. Peking war sein ganz großer Traum, jetzt geht es diese Woche zu den Stabhochsprung-Meetings nach Jockgrim und Karlsruhe. Und dann stehen noch die großen Meetings der Grand-Prix-Serie vor Peking auf dem Programm. Auch der Sechste der Deutschen Meisterschaften ist international noch ein Thema, denn nirgendwo auf der Welt war die Olympiaausscheidungso brutal wie am Samstag in Nürnberg.