Leichtathletik: Hannah Kramer - Lust auf die blaue Bahn in Berlin

Porträt: Hannah Kramer nimmt in drei Wochen an den Deutschen Junioren- Meisterschaften teil.

Dormagen. Wer in diesem Jahr der hochaufgeschossenen Sprinterin Hannah Kramer zuschauen durfte, sah die 17-Jährige meist als Siegerin über den Zielstrich laufen. Die Dormagenerin ist darüber selbst sehr überrascht. "Ich war im Vorjahr noch längst nicht so gut", freut sie sich über ihre großen Fortschritte.

Hannah Kramer hat zwei Normen für die Deutschen Jugendmeisterschaften vom 18. bis 20. Juli im Berliner Olympiastadion geschafft - über 100 (12,50 Sekunden) und 200 Meter (25,30). Und da sie auch in der Dormagen-Uerdinger Sprintstaffel laufen wird, dürfte die junge Athletin an den drei Tagen in Berlin genug zu tun haben.

Als sie drei Jahre alt war, zogen ihre Eltern zusammen mit den älteren Brüdern aus der Stuttgarter Gegend (Esslingen) vom Neckar an den Niederrhein. "An meinen Geburtsort habe ich keine Erinnerung mehr", denkt Kramer erst gar nicht zurück und räumt ein, dass sie "längst eine Nievenheimerin" sei.

Von dort aus führte auch ihr Weg zum TSV nach Dormagen. Aber erst vor drei Jahren ließ sie sich von ihrer Klassenkameradin Nicoletta Laquetta zum Leichtathletiktraining in Dormagen verleiten. Zuvor hatte sie nur einmal die Woche geturnt. "Bei Bayer in Dormagen hat es mir sofort gefallen. Ich fühlte mich gut aufgehoben, auch wenn ich zu Beginn nicht so schnell war."

Ihre erste Bestzeit über die 100 Meter in der Schülerinnenklasse stand am Jahresende 2006 bei 13,2 Sekunden. Im Vorjahr ging es dann schon unter die 13 Sekunden (12,87 Sekunden), und in dieser Saison - im zweiten B-Jugendjahr - ist Kramer bereits bei 12,50 Sekunden angelangt. Das reicht über diese Strecke genauso für einen Start bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin wie die 25,30 Sekunden über 200 Meter.

"Auf Berlin freue ich mich ganz besonders. Alle wollen auf der blauen Bahn im Olympiastadion laufen, ich natürlich auch", ist die 17-Jährige geradezu begeistert, wenn sie an die Tage in Berlin in knapp drei Wochen denkt. Dafür wird sie ihr bisheriges Training (viermal die Woche) sogar noch etwas steigern.

Wo ihre sportlichen Grenzen liegen, kann sie nur schwer einschätzen. Allerdings glaubt die Dormagenerin, dass sie mit ihrer Körpergröße von 1,75 Meter nun "wohl leider ausgewachsen" ist. Mit ihrer Länge würde sie auch gerne Hochsprung betreiben. "Das macht mir riesigen Spaß, aber derzeit liegt mein Schwerpunkt auf den Sprintstrecken."

Ihre sportlichen Ziele für dieses Jahr hat sie mit der Teilnahme in Berlin bereits erreicht. "Später wäre es schon schön, wenn ich einmal an Europameisterschaften teilnehmen könnte. Das wäre mein Traum." Ihr Trainer Thorsten Ribbecke glaubt jedenfalls, dass in Hannah Kramer noch ein großes Entwicklungspotenzial schlummert.

Was sie später einmal beruflich machen will, darüber hat die Schülern noch keine Vorstellung. "Zuerst will ich mein Abitur schaffen. Dann sehe ich weiter." In ihrer Freizeit musiziert Hannah Kramer gerne auf ihrer Altflöte und nimmt Unterricht in der Musikschule. Hin und wieder trifft sie sich auch mit Freundinnen, dann geht es in Nievenheim in eine bekannte Eisdiele ("superlecker") oder auch nach Dormagen ins Kino.

Hannah Kramer hätte sich im Sprint nicht so gut entwickeln können, hätte sie nicht die volle Unterstützung ihrer Eltern. Bei allen Wettkämpfen zählen diese zu den Zuschauern. Das wird auch bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin nicht anders sein. Ihre bisherigen Erfolge wurden daher auch "daheim ein wenig gefeiert".

Nach den Jugendmeisterschaften wird sich Hannah Kramer zwei Wochen Urlaub gönnen. Es geht mit Freundinnen nach Ostia (bei Rom) ans Mittelmeer. "Und dort liegen wir nicht nur die ganze Zeit am Strand. Wir wollen auch etwas von Rom sehen", freut sich die 17-Jährige.