Gemeinde in Meerbusch Büderich Küster Josef Weiler hört auf
Meerbusch · Nach 40 Jahren als Küster in St. Mauritius verabschiedet sich Josef Weiler in den Ruhestand. Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht.
„Endlich Rentner“. So steht es auf der Schärpe, die Josef Weiler zusammen mit einem bedruckten T-Shirt anlässlich seiner Verabschiedung nach rund 40 Jahren Einsatz für die Katholische Kirchengemeinde Büderich vom Gemeinderat geschenkt bekommen hat. Aber der kurze Spruch drückt nicht aus, was der 64-Jährige empfindet. „Ich gehe gern und ungern“, fasst Josef Weiler seinen offiziellen Abschied als Küster zusammen.
Der Spruch auf dem T-Shirt entspricht schon eher dem Leben, das der Büdericher geführt hat. „Eine echte Legende verlässt das Gelände“ ist dort zu lesen und das macht deutlich, dass das kein normales Küsterleben war: „Ich war der erste hauptberufliche Küster.“ Gestartet allerdings ist der Schreiner, der das Handwerk 16 Jahre lange ausübte, im Ehrenamt. Sieben Jahre war er so in der Gemeinde Heilig Geist tätig, kam dann nach Sankt Mauritius: „Ich bin in Büderich geboren, in dieser Kirche zur Kommunion gegangen und habe hier auch als Messdiener angefangen.“ Um als Küster angestellt zu werden, musste er einen Führerschein haben, die Küsterprüfung abgelegt und handwerklich begabt sein: „Der Küsterlehrgang dauerte zwei Jahre. Die Kurse waren in Düren, dort musste ich jeden Samstag hin.“
Noch heute scheint Josef Weiler in der Gemeinde unentbehrlich. „Niemand kann sich vorstellen, dass es irgendwann nicht mehr heißt: Muss man mal Herrn Weiler fragen“, hieß es in einer der Abschiedsreden. Tatsächlich stand er immer mit Rat und Tat zur Seite und auch wenn er brummte: „Ich mach‘ das alles nicht mehr“, war er mit Herz und Seele dabei und hat viel erlebt: „Ich habe einige Priester kommen und gehen gesehen.“
Aus seinem Leben
weiß Weiler viel zu erzählen
Natürlich hat er etliche Anekdoten zu erzählen: „Ich erinnere mich an eine Braut, die Tränen überströmt im Pfarrbüro Heilig Geist saß – angeblich waren die Traupapiere verschwunden. Dabei lagen sie schon in einer Schublade in der Sakristei.“ Er kann auch über eine Braut berichten, die bis zum Oberarm reichende Handschuhe trug und einen Schleier, der als Schleppe durch den gesamten Kirchengang lag: „Bei der Trauung hat sie die Handschuhe nicht ausgezogen und deshalb passte der Ring nicht.“ Oder über einen Versprecher des Pastors, der dazu führte, dass am Ende der Trauung die Braut mit dem Bräutigam, dieser aber mit dem Ring verheiratet war.
Und auch die Beerdigungen haben es in sich: „Wenn ich heute über den Friedhof gehe und an bestimmten Gräbern vorbeikommen, fallen mir Storys ein, die ich bei dieser Beerdigung erlebt habe.“ Dabei erinnert er sich an die Urne, die nicht durch den Kranz passte, erst zum Schluss durchrutschte und dabei zerbrach: „Anschließend wurden Rosenblüten darauf verteilt.“
Die Jahre als Küster waren abwechslungsreich. Und noch ist Josef Weiler nicht ganz weg. Vor fast 60 Jahren hat er in Sankt. Mauritius als Messdiener angefangen. Heute arbeitet er frei in einer 20-Stunden-Woche. „Wir haben noch keinen Nachfolger“, sagt die der Gemeinde eng verbundene Claudia Gross. Sie weiß, dass das Arbeitsgebiet eines Küsters vielfältig ist: „Für jeden anstehenden Termin muss eine Akte angelegt werden.“ Und Josef Weiler verspricht: „Wenn es einen Nachfolger gibt, werde ich ihn einarbeiten.“ Die Stellenausschreibung liegt vor und geeignete Interessenten können sich in der Pfarrgemeinde melden und bewerben. Weiler überlegt, ob er sich vielleicht als Sargträger ein bisschen dazu verdienen könnte.
Die zu seinem Abschied gesammelten Euros investiert er in eine Reise, die ihn nach Namibia, Botswana und Simbabwe führt: „Ich war auch schon auf Bali, in Sumatra, China, Usbekistan, Venezuela und auf einem Kreuzfahrtschiff.“ Kein Wunder, dass der Abschied des Vielgereisten aus dem Küster-Beruf die Gemeinde trifft. „Er war und ist der ideale Mensch für diesen Job“, fasst Gross zusammen.