Schulprojekt im Meerbusch Wirtschaftsboss spicht mit Schülern

Meerbusch · Alexander Birken, Chef der Otto-Group, stand bei einem Videointerview dem Leistungskurs Sozialwissenschaften des Büdericher Gymnasiums Rede und Antwort.

Alexander Birken von der Otto Group wurde gestern bei einer Videokonferenz in den Unterrichtsraum des Mataré-Gymnasiums geschaltet.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

. Sera-Mina, Bernardo, Julian oder Franciscus, allesamt aus Meerbusch: Diese Namen sollte sich Alexander Birken merken. Es kann sein, dass die vier Schüler, die im Frühsommer ihr Abi am Mataré-Gymnasium machen, sich demnächst bei ihm bewerben. Denn der Chef der Otto Group, zu der mittlerweile viele andere Unternehmen als nur der Otto-Versand gehören, hat die jungen Leuten am Dienstag in einer Videokonferenz stark beeindruckt – nicht nur, weil er den Schülern das „Du“ angeboten hatte.

„Wir können uns gut vorstellen, uns später da zu bewerben.“ Aber erst mal wollen alle studieren – die meisten von ihnen International Business. Sera-Mina aus Osterath in Amsterdam, Franciscus aus Strümp in Maastricht und Julian aus Büderich auf jeden Fall in Amerika. Der Deutsch-Kanadier hat schließlich Verwandtschaft in den USA und in Kanada. Bernardo, noch 17 Jahre jung, stellt sich Mannheim oder Heidelberg als Studienorte für sein Wirtschafts- oder Jurastudium vor.

Die vier hatten sich gemeinsam mit den anderen Schülern aus dem Leistungskurs Sozialwissenschaften unter ihrem Lehrer Julius Massenkeil in vier Unterrichtsstunden auf das Gespräch mit dem Firmenboss vorbereitet, einen langen Fragenkatalog zu unterschiedlichen Themen ausgearbeitet. Und Alexander Birken beantwortete alle Fragen – außer einer: der nach seinem Gehalt. „Das steht im Arbeitsvertrag, dass wir darüber nicht reden dürfen.“

Er ermunterte die Schüler, sich klar zu machen, was sie wollen, ihren Weg auch zu verfolgen, warb fürs duale Studium, was er selbst auch absolviert hat und hielt flammende Plädoyers: Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz, Lehrermangel, Telemedizin, Migrationspolitik waren seine Themen.

„Wir haben ein demographisches Problem“, erklärte er seinen jungen Zuhörern. Für bestimmte Jobs fänden sich bald keine Mitarbeiter mehr. Darum könne es durchaus sein, dass Roboter diese Arbeit erledigen. Aber: „Wir brauchen auch eine vernünftige Migrationspolitik.“ Auf die Frage, wie er das deutsche Schulsystem bewertet, lobte er alle Lehrer und Lehrinnen, die er einfach nur für ihre Arbeit bewundern könne. „Wir brauchen mehr Lehrer, und wir brauchen vor allem besser bezahlte Lehrer.“ Es müsse viel mehr Geld ins Bildungssystem gepumpt werden, so Alexander Birken.

Berufsberatung spielt immer schon eine große Rolle am Mataré, so Schulleiter Christian Gutjahr. Das Gymnasium in Büderich beteilige sich schon seit vielen Jahren am Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und biete den Schülern viele Möglichkeiten, sich zu orientieren. Aber auch er weiß: „Wer Abi macht, will eigentlich erst mal studieren.“ Gleichwohl haben auch Gutjahr und seine Kollegen in den Corona-Jahren festgestellt, dass viele Schüler nicht recht wüssten, was sie nach der Schule machen sollen. „Viele können sich gar nicht entscheiden, weil es so viele Angebote gibt.“