„Andere kicken, wir laufen Treppen“

Acht Männer der Freiwilligen Feuerwehr aus Lank sind regelmäßig bei „Skyrun-Events“ am Start. Dreimal in Serie haben sie beim Frankfurter Skyrun, bei dem 1202 Stufen zu erklimmen sind, triumphiert.

Foto: Bauer

Vor dem Wettlauf sehen die Skyrunner der Freiwilligen Feuerwehr Meerbusch in jeder Treppe eine Trainingsmöglichkeit, Aufzugfahren ist keine Option. Beim Skyrun geht es darum, möglichst schnell ein Treppenhaus hochzulaufen. Diesen außergewöhnlichen Sport betreiben acht Feuerwehrmänner aus Meerbusch sehr erfolgreich. Dreimal in Folge haben sie beim Frankfurter Skyrun, dem höchsten Treppenhaus-Lauf Europas, als Mannschaft den ersten Platz belegt.

Treppenlaufen ist anstrengend, das weiß jeder, der schon mal zu Fuß in den fünften Stock gegangen ist. In Frankfurt müssen jedoch gleich 61 Stockwerke erklommen werden. Das sind 1202 Stufen oder 222 Höhenmeter. In der Feuerwehr-Wertung kommt außerdem noch eine Schwierigkeit hinzu: Sie laufen die Stufen in kompletter Feuerwehr-Montur hoch. Feuerfeste Einsatzstiefel statt leichter Sportschuhe, dazu Helm, Atemschutzgerät mit Sauerstoffflasche, Einsatzjacke und -hose. „Insgesamt wiegt die Ausrüstung etwa 15 Kilo“, sagt Klaus Kupp, Löschzugführer in Lank-Latum. „Das Problem ist, dass die Wärme aus unserer Ausrüstung nicht rausgeht. Man steht nachher im eigenen Saft“, sagt Nils Kupp. Gefährlich sei die Sportart nicht. „Wir kennen ja unsere Ausrüstung und wissen, wie man sich darin am besten bewegt“, so Kupp. Trotzdem bekommen Teilnehmer nicht selten Kreislaufbeschwerden. Für diese Fälle stehen bei den Wettläufen alle zehn Etagen Rettungssanitäter bereit. Teammitglied Philipp Küppers ist beim letzten Skyrun Mitte Juni die Topzeit in seiner Kategorie gelaufen. In 11 Minuten und 22 Sekunden schaffte er es nach ganz oben. Der Mann mit den längsten Beinen im Lanker Team nimmt immer zwei Stufen auf einmal.

Die Feuerwehrmänner starten in Dreier-Teams, ihre Zeiten werden zu einem Gesamtergebnis addiert. „Vor dem Lauf ist jeder im Tunnel“, erklärt Marius Wellnitz. „Obwohl wir jetzt schon mehrmals dabei waren, sind wir bevor es losgeht immer noch nervös.“ Es sei vor allem die Angst, auf dem Weg schlappzumachen. Ihr individuelles Ziel ist es, das eigene Ergebnis vom Jahr zuvor zu verbessern. Deshalb gibt in Frankfurt jeder 110 Prozent. Und bisher schafften es die Meerbuscher alle ins Ziel. Dort wartet nach dem Wettlauf eine Banane, Wasser und eine schöne Aussicht. Dann geht es mit dem Aufzug wieder nach unten. „Das ist ein komisches Gefühl, wenn man 13 Minuten hochgelaufen ist und dann mit dem Aufzug in 30 Sekunden wieder herunterfährt“, sagt Lukas Höttges.

Für die Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr hat das gemeinsame Hobby viele Vorteile. „Man lernt sich gut kennen, das stärkt das Team“, sagt Nils Kupp. Bei Einsätzen hilft es außerdem, dass die Männer körperlich topfit sind. Bei extremer Hitze und Rauch, wenn Personen bei Gefahrensituationen beispielsweise aus Gebäuden gezogen werden müssen, sind Kondition, Ausdauer und Kraft der Feuerwehrleute extrem wichtig.

Dafür trainieren die Skyrunner vor den Wettläufen einmal pro Woche, sofern neben Job, Studium und Ehrenamt dafür Zeit bleibt. Gemeinsam gehen sie joggen und machen Krafttraining. Auch in anderen Sportvereinen sind die Männer aktiv. „Wir sind insgesamt sehr sportbegeistert“, sagt Henrik Giesler. Für das Treppenlaufen werden sie manchmal belächelt, viele haben von der Sportart noch nie gehört. Lukas Höttges sieht das gelassen. „Andere spielen Fußball oder Handball, wir laufen eben Treppen.“ Der Schlauchturm in Osterath bietet sich als Trainingsort an. „Der hat 100 Stufen, um die Höhe des Frankfurter Messeturms zu erreichen, laufen wir den zwölf Mal hoch“, erklärt Henrik Giesler.

Aktuell trainieren die Skyrunner schon für den nächsten Wettlauf: Am 30. September gehen sie beim Firefighter Skyrun in Düsseldorf im Arag-Tower an den Start. Teilnehmer von der Berufsfeuerwehr, Werksfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehr aus ganz Deutschland und dem Ausland nehmen daran teil. Auch einige Frauen sind dabei. 500 Stufen, 25 Stockwerke heißt dort die Herausforderung — kein Problem für die Meerbuscher Skyrunner.