BUND bemängelt Nahverkehr in Meerbusch

Die Ortsgruppe hat Anregungen und Ideen zu Bus und Bahn gesammelt. Unter anderem will sie die alte Linie M wieder fahren lassen.

Foto: Reichwein

Den öffentlichen Nahverkehr in Meerbusch verbessern und ausbauen: Dass dies das wahrscheinlich wichtigste Instrument gegen den drohenden Verkehrskollaps ist, ist kein Geheimnis. Die Frage ist nur: Wie kann das gelingen? Wo setzen Politik, Verwaltung und Verkehrsbetriebe am besten an? Die Mitglieder der Ortsgruppe Meerbusch des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) haben sich darüber Gedanken gemacht und Anregungen und Ideen zu Stadtbahn, Straßenbahn und Bus aufgeschrieben.

„Bisher bietet der Osterather Bahnhof eine Anbindung an das regionale Zugnetz und dadurch eine schnelle Verbindung zu den Bahnhöfen in Düsseldorf, Neuss und Krefeld“, sagt BUND-Vorsitzende Andrea Blaum. „Die Straßenbahnverbindung durch die K-Bahn — U 76/U 70/U 74 — bindet die beiden größten Stadtteile Büderich und Osterath an. Da das Gros der für die Zukunft geplanten Neubaugebiete im Stadtteil Osterath entstehen wird — gemäß den Vorgaben des Regionalplans ,entlang der Schiene’ — bedarf es hier aber erheblicher Überarbeitung des ÖPNV.“

Zum Beispiel in Bezug auf die U 76: Zu den Berufsverkehrszeiten sei die Bahn regelmäßig so voll, dass die Fahrt zum Beispiel morgens in Richtung Düsseldorf spätestens ab Haus Meer unkomfortabel und unattraktiv sei, so Blaum. Dieses Problem lasse sich möglicherweise dadurch entschärfen, dass die U70 auch an den drei Haltestellen in Meerbusch stoppt, die derzeit ausgelassen werden (Forsthaus, Kamperweg, Görgesheide). „Die Gesamtfahrdauer der U 70 wird dadurch kaum verlängert“, sagt die BUND-Vorsitzende. „Bei einer durchschnittlichen Haltedauer von 30 Sekunden pro Station verlängert sich durch die drei zusätzlichen Stopps die Gesamtfahrdauer von der Innenstadt in Krefelder in die Düsseldorfer Innenstadt dadurch gerade einmal um eineinhalb Minuten.“

Auch eine grundsätzliche Verlängerung der Fahrstrecke der U 74 bis Görgesheide könne helfen, die U 76 zu entlasten, sagt Blaum. „Endstation der U 74 ist normalerweise die Haltestelle ,Lörick’ in Düsseldorf. Nur zu den Spitzenzeiten und an Samstagen wird die Strecke bis Meerbusch verlängert.“ Hilfreich, glaubt die Naturschützerin, sei aber sicher auch die Inbetriebnahme der Linie U 81. „Die Planung sollte möglichst rasch vorangetrieben werden“, so Blaum.

Auch den Bus-Verkehr hat der BUND im Visier. Die Abfahrt- und Ankunftszeiten der Busse am Bahnhof Osterath sollten an die Zeiten der Zugverbindungen angepasst werden, heißt es. Die Bushaltestelle am Bahnhofszugang liege optimal. Es sollte aber auch eine Haltestelle vor der Schranke für das andere Gleis (Richtung Krefeld/Kleve) geben, schlägt Blaum vor. Die bisherige Haltestelle „Alte Seilerei“ sei zu weit entfernt. Ein Ausstieg erst am Bahnhof bedeute ein zweimaliges Überqueren der Gleise — im Bus und anschließend zu Fuß — und gehe mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einher, den gewünschten Zug an geschlossener Schranke wartend vorbeifahren zu sehen.

Punkt drei auf der Liste des BUND: die Verbindung in die Rheingemeinden. Die fehle, heißt es — je nachdem, wann man bei Haus Meer ankomme. „Der 839er kommt nur einmal pro Stunde“, sagt Blaum. „Sofern man den verpasst, muss man unverhältnismäßig lange warten. Vielleicht kann man hier im Einklang mit der Nachfrage beziehungsweise Auslastung agieren, indem man die Möglichkeit schafft, per App einen Taxibus zu bestellen.“

Und die Gedankenspiele gehen noch weiter. „Visionär wäre sicherlich die Revitalisierung der alten Linie M“, sagt die BUND-Vorsitzende. „Sinnvollerweise würde man sie heute in Bovert Richtung Strümp abbiegen lassen, am Gewerbegebiet Bundenrott eine Haltestelle einrichten und dann westlich um Strümp Richtung Lank fahren lassen. Nur so würde man es vielleicht schaffen, auch Strümper und Lanker vom Auto in Busse oder auf die Schienen zu locken, wenn es eine direkte Verbindung nach Düsseldorf gibt.“

Die Anbindungszeiten des Busses 832, der Strümp an die U 76 (Hoterheide) und an den Osterather Bahnhof anbindet, sollten optimiert werden, finden die Mitglieder des BUND Meerbusch. Ihre Forderung: Es sollte geprüft werden, ob die Bushaltestelle „Hoterheide“ näher an die U-Bahn-Haltestelle verlegt werden kann.

„Außerdem müsste der neue SB 52, zumindest zu den Stoßzeiten, von 7 bis 10 Uhr und von 15 bis 19 Uhr, im 20-Minutentakt fahren und dabei an die Fahrzeiten der U 76 angepasst werden“, sagt Blaum.

Abgesehen von den Verbindungen bedarf nach Ansicht des BUND auch die Preisstruktur des ÖPNV in Meerbusch einer Überarbeitung. „Grundsätzlich sind die Preise im Vergleich zu anderen ÖPNV-Systemen in Deutschland zu teuer“, so die Vorsitzende. „So kostet beispielsweise eine Fahrt vom Freiburger Hauptbahnhof über 11,8 Kilometer nach Waltershofen 2,30 Euro. Für eine Fahrt vom Düsseldorfer Hauptbahnhof nach Meerbusch-Landsknecht über 8,8 Kilometer zahlt man hingegen 5,80 Euro.“

Letzte BUND-Forderung: Bessere Transportmöglichkeiten für Fahrräder. Am Ende eines jeden Zuges sollten sechs Fahrradstellplätze — versehen mit Klappsitzen — eingerichtet werden, heißt es. „Dringend nötig“, sagt Blaum, „sind aber auch mehr Fahrradstellplätze an den stark frequentierten Haltestellen wie zum Beispiel am Landsknecht. Dabei kommt es vor allem auf die Stellplatzmasse an — vereinzelt könnte man auch noch die abschließbaren Fahrradboxen installieren, wobei für diese die Nachfrage sicherlich geringer ist.“