Anwohner stinksauer über Lkw

Anwohner klagen nach wie vor über Durchgangsverkehran der Uerdinger Straße.

Foto: jama

Lank. Wenn er über den Lkw-Verkehr an der Uerdinger Straße spricht, wird Norbert Kals ein wenig zynisch. „Eigentlich ist alles in Ordnung“, schreibt der 52-Jährige in einer Rundmail an Verwaltung, Presse und Parteien. Dass in Wirklichkeit nichts in Ordnung ist, wird im direkten Gespräch schnell deutlich. „Trotz Verbotsschild brettern immer noch sehr viele 7,5 Tonner mitten durch Lank“, sagt Kals, der selbst Anwohner der Uerdinger Straße ist.

Ein Schild kurz vor dem ersten Kreisverkehr gestattet Lastwagenfahrern aus Richtung Gellep-Stratum die Durchfahrt, die als Zulieferer auch Anlieger sind. Darin liegt offenbar das Problem. Kals: „Wenn ein Brummi-Fahrer bei einer Kontrolle sagt, er wolle sich über die Spritpreise an der Tankstelle informieren, dann ist er schon ein Anlieger.“

Die Uerdinger Straße sei eine von 280 „Beschwerdestellen“ im Rhein-Kreis, an denen verkehrswidriges Fahrverhalten moniert werde, sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. Er vermutet auch, dass der Tankstellen-Besuch von vielen Lkw-Fahrern oft als Vorwand für eine Durchfahrt verwendet werde.

Die Umleitung durch das Gewerbegebiet In der Loh/Robert-Bosch-Straße sei anfangs noch von einigen Lastwagen genutzt worden, sagt Kals. „Mittlerweile fahren fast alle geradeaus.“ Einmal habe er die Zeit gestoppt, wie lange Lastwagen für die Strecke zwischen dem nördlichen Kreisverkehr und dem südlichen am Ortsausgang Richtung Strümp brauchen. Meistens habe das vier Minuten gedauert. „Die konnten also kein anderes Anliegen haben, als den schnellsten Weg zur Autobahn zu nehmen.“

Viele der ansässigen Unternehmen fühlten sich von Kals auf die Füße getreten. Der 52-Jährige stellt klar: „Ich habe doch gar nichts gegen den Lieferverkehr. Ich will auch die hiesigen Gewerbetreibenden nicht behindern.“ Was ihn stört, sind Lkw-Fahrer, die auf der Suche nach Abkürzungen sind. Die Stadt bemühe sich eindeutig zu wenig, diesem Problem Herr zu werden, meint er. Mit der relativ gerade verlaufenden Busspur an der Haltestelle Hülser böte man man den Fahrern sogar noch eine — wenn auch verbotene — Möglichkeit, fast ohne abzubremsen durch den Kreisel zu sausen. „Ich habe wirklich Angst, dass da mal ein schlimmer Unfall passiert.“

Kals fordert daher verstärkte Polizeikontrollen und eine Verengung der Fahrbahn. Zumindest letzteres sei fast nicht umsetzbar, sagt die Stadt. „Poller, Straßenschwellen oder die Bürgersteige verbreitern? Damit würden wir quasi auch den Busverkehr bestrafen, der natürlich gewünscht ist“, erklärt Alice Wiegand, Referentin des Bürgermeisters.

Gleichwohl sei der Verwaltung bekannt, dass bisher gewählte Mittel wie die Umleitung durchs Gewerbegebiet oder eine neue Beschilderung nahezu konsequent von den Lkw-Fahrern ignoriert würden. Wiegand: „Es ist schwierig, neue Maßnahmen aus dem Hut zu zaubern, die auch noch allgemeinverträglich umgesetzt werden können.“

In einer Sitzung im Januar wurde im Bau- und Umweltausschuss die Möglichkeit einer fest installierten Spezialkamera vorgestellt, die Lastwagen mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht automatisch fotografiert. In Dortmund und Hagen werde so ein Gerät bereits eingesetzt. Für Meerbusch ist diese etwa 90 000 Euro teure Lösung allerdings vom Tisch. „Der Aufwand dahinter ist einfach zu hoch“, sagt Wiegand. Schließlich müssten die Aufzeichnungen intensiv angeschaut und ausgewertet werden. Das Hauptproblem sieht sie woanders: Auch ein Foto könne letztlich nicht beweisen, ob der aufgenommene Lastwagen nun ein echter Anlieger ist oder nicht.