Arbeit in der „Boys Town“
Inessa Diesing verbringt ein Jahr in Südafrika und hilft bei der Aidsprävention.
Lank/ Tongaat. Inessa Diesing will die Welt sehen. Während ihrer Schulzeit hat die Gymnasiastin mit Hilfe der Austauschorganisation „Youth for Understanding“ (YFU) ein Jahr in den USA verbracht. Von dieser Zeit war die Lankerin so begeistert, dass sie nach ihrer Rückkehr die Seiten wechselte und ihrerseits für ausländische Schüler Aufenthalte in Deutschland organisierte.
Doch damit nicht genug: Nach dem Abitur nahm sie die Chance wahr, auf Vermittlung von YFU für die Gemeinschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Jahr lang in Südafrika einen Freiwilligendienst zu leisten. Seit acht Monaten lebt Inessa Diesing nun in Tongaat, unweit von Durban. Für die südafrikanische Partnerorganisation „Love Life“ besucht die 20-Jährige an vier Werktagen die Woche vier verschiedene Schulen und hält dort Vorträge, die ein ganz bestimmtes Ziel haben.
„Ich versuche bei den Schülern eine Art Selbstbewusstsein als Basis für die Aids-Prävention aufzubauen und sie zu motivieren, sich konkrete Ziele zu setzen. Denn nur, wer eine positive Zukunft vor Augen hat, kümmert sich auch um seine Gesundheit“, erzählt Inessa Diesing.
Diese Aufklärungsarbeit bettet sie in praktische Übungen und Spiele ein, damit ihre Zuhörer nicht abschalten. „In einer Einheit ging es um das Thema Identität“, nennt die Lankerin ein Beispiel. „Die Kinder sollten beweisen, wie gut sie ihre Mitschüler kennen. So erhielten die Teilnehmer ein Feedback, wie sie von anderen wahrgenommen werden, und konnten dieses Fremdbild mit ihrem Selbstbild vergleichen.“
Aber diese Aufgabe am Vormittag ist nur ein Teil der Arbeit von Inessa Diesing. Untergebracht ist sie nämlich in einem Camp, in dem 25 Jungen zwischen zehn und 19 Jahren mit Verhaltensauffälligkeiten leben. „Sie sind durch kleinere Straftaten auffällig geworden oder haben Schwierigkeiten damit, Autoritäten anzuerkennen. Zum Teil sind deren Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder auch schlichtweg überfordert.“
Zwei Jahre sollen die Jungen nach Möglichkeit in der „Boys Town“ verbringen — „in der Hoffnung, dass sie wieder auf die richtige Spur kommen“, betont ihre Betreuerin aus Deutschland. Während zwei weitere Freiwillige aus Großbritannien sich eher für die sportlichen Aktivitäten verantwortlich fühlen, bleiben Hausaufgabenhilfe und Projektarbeit in der Regel an der Meerbuscherin hängen.
Inessa Diesing empfindet den Aufenthalt in Südafrika als große Chance, in eine andere Kultur einzutauchen. Zwar bleibe wegen ihres Arbeitspensums nur wenig Freizeit übrig, „doch gelegentlich fahre ich nach Durban und treffe mich dort mit einer anderen Freiwilligen. Auch mit den beiden Briten habe ich schon einige Abende mit einem guten Film und Popcorn verbracht.“
Zuletzt konnte ihr Freund sie für drei Wochen in Südafrika besuchen. Ihre Eltern wollen mit der 20-Jährigen nach Ostern das Land bereisen. Im August kehrt Inessa Diesing vom Indischen Ozean zurück und nimmt ein Studium der Ökotrophologie auf. „Meine ehrenamtliche Arbeit für YFU werde ich dann aber trotzdem wieder aufnehmen“, erzählt die junge Globetrotterin.