Bauernhaus könnte Café werden

Das Haus am Nixhütter Weg ist frei. Die Stadt hat ein Projekt zusammen mit den Gemeinnützigen Werkstätten im Blick.

Foto: A. Woitschützke

Zimmer frei am Nixhütter Weg. Nein, sogar ein Haus in ganz einmaliger Lage steht leer, seit mit Margret Keller, der letzte Spross der Pächter-Familie Königs, das Haupthaus des städtischen Kinderbauernhofes verlassen hat. Ihr Verzicht auf das vertraglich verbriefte lebenslange Wohnrecht wirft nun die Frage auf, was mit dem Bauernhaus passiert — und wer künftig vor Ort ist und ein Auge auf Hof und Vieh hat, wenn die städtischen Mitarbeiter Feierabend haben.

Diese Frage stand jetzt bei einem Ortstermin im Raum, an dem auch Sozialdezernent Ralf Hörsken teilnahm. Der hat eigentlich nichts mit dem Hof zu tun, der ins Ressort des Umweltdezernenten Matthias Welpmann fällt, hatte aber Pläne mit dem Objekt. Flüchtlinge wollte er dort unterbringen, vielleicht kinderreiche Familien. Diese Option hat Hörsken aufgegeben, gleichwohl aber als Sozialdezernent weiter einen Fuß in der Tür.

Denn die von allen Seiten inzwischen favorisierte Lösung bindet die Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) ein, die drei Mitarbeiter mit einer Behinderung im Team des Kinderbauernhofes verankert hat. GWN-Geschäftsführer Christoph Schnitzler spricht von teilintegrierten Arbeitsplätzen, denen weitere folgen könnten. Das Bauernhaus soll nämlich zum Café werden. Zumindest sonntags, wie Schnitzler erklärt.

Bislang werden Besucher des Kinderbauernhofes gar nicht „versorgt“. Vor dem Hof parken manchmal Eismann oder eine Würstchenbude, doch auf der Anlage gibt es nur die große Landhausküche in der ehemaligen Scheune, die für Kurse an diesem „Lernort Natur“ genutzt wird, aber auch von Gruppen gemietet werden kann. Einen Ausschank an normale Besucher gibt es dort allerdings nicht.

Hörsken, seit dem Behördentermin ein bekennender Fan des Kinderbauernhofes, findet die Idee eines GWN-Cafés toll. Das Haupthaus habe Atmosphäre, sagt er. „Das kann echt super werden.“ Spruchreif aber sei das Thema nicht. Es gebe weder Pläne noch Geld dafür. Die nächsten Schritte werden weitere Untersuchungen des leerstehenden Hauses sein. Die Bausubstanz muss untersucht, der Investitionsbedarf taxiert und die Frage des Brandschutzes erörtert werden. Das ist Sache eines Architekten. Daneben sei aber auch zu klären, welche Auflagen mit dem Betrieb eines Cafés verbunden wären.

Während dieses Café im Erdgeschoss anzusiedeln wäre, bleibt darüber noch Platz für mindestens eine Wohnung. Dort soll nach dem Wunsch der Stadtverwaltung jemand einziehen, der Bezug zum Kinderbauernhof hat und etwa dort arbeitet.

Das allerdings müsste schon ein Enthusiast sein, wie es Margret Keller einer war. Denn die inzwischen 69-Jährige, die bis vor vier Jahren als Teilzeitkraft auf der Lohnliste der Stadt stand, machte auch nach der Pensionierung ehrenamtlich weiter und lebte damit, dass Hofbesucher bei Fragen gerne mal die Bäuerin im Haupthaus herausklingelten. Margret Keller wurde 1947 auf dem Hof geboren, der 1856 errichtet und 1912 an die Stadt verkauft worden war. Die Bauernfamilie Königs blieb auf dem Hof als Pächter und ließ sich vertraglich zusichern, dass Kinder und Kindeskindern ein lebenslanges Wohnrecht zugestanden werde. Daran änderte auch die Umwandlung des Betriebes in einen Lern- und Erlebnisort für Großstadtkinder im April 1978 nichts. Keller zog nun von sich aus fort, zunächst zur Tochter in die Eifel.