Bilder aus der Unterwelt
Kontrollen machen Schäden sichtbar. Drei Millionen Euro für Reparatur geplant.
Meerbusch. Der Blick in die Unterwasserwelt in Meerbusch ist aufschlussreich. 260 Kilometer lang ist das städtische Abwasserkanalsystem. Spitzenreiter ist Büderich mit 70 Kilometern. Schlusslicht Ilverich kommt gerade einmal auf 4,2 Kilometer Rohrlänge. Immer wieder wird das Netz erweitert, repariert, saniert. Ein Schwerpunkt der Maßnahmen liegt 2014 in Büderich.
Seit die Kanalinspektionen 1996 eingeführt wurden, werden jährlich etwa 25 Kanalkilometer auf Schäden untersucht. Die Leitungen sind aus Beton, Steingut oder Kunststoff gebaut, und oft werden die Prüfer fündig. Gar nicht selten wird die stärkste Schadensklasse 4 und 5 festgestellt: Große Holzteile sind auf den Aufnahmen erkennbar, Wurzeln wachsen in den Kanal und verengen den Durchfluss, verstopfen Abzweig und Stutzen. Auch technische Mängel sind nicht selten: Mal ist der Anschluss der Stutzen an den Kanal eher behelfsmäßig, andernorts fehlen Rohrstücke, die Kamera dokumentiert Risse, undichte Rohrverbindungen und Rohrbrüche.
Die größten Schäden treten in Rohren mit einem Durchmesser zwischen 300 und 400 Millimetern auf, und viele sind aus Beton. Vor allem Betonrohre aus den 60er Jahren sind heute schadhaft. Das Material sei damals nicht gut und die Herstellung nicht immer sachgerecht gewesen, erklärt der Experte der Stadtverwaltung, Matthias Unzeitig. Die Lasur alter Steinzeugrohre sei dagegen oft noch „picobello“.
Die Reparaturkosten für die Kanalrohre sind enorm, weshalb die Sanierung über mehrere Jahre gestreckt wird. „Drei Millionen Euro werden im Jahr investiert“, sagt Unzeitig, „um die Gebühren stabil zu halten.“ Denn die Kosten verteilen sich auf die Abrechnungen aller Gebührenzahler. Nur im Extremfall wird an der Baustelle die Straße großflächiger aufgerissen. Stattdessen überwiegen die Eingriffe, bei denen durch eine kleine Öffnung Inliner gelegt werden, weiche Kunststoffschläuche, die in das Rohr eingefügt werden und aushärten. „Solch ein Inliner ist selbsttragend“, erklärt Unzeitig. Auch wenn das alte Kanalrohr breche, halte er dem Außendruck stand und bleibe in Form.
Vor allem das Kanalsystem in Büderich (12,7 Kilometer) und Osterath (12,5 Kilometer) ist in den nächsten Jahren sanierungsbedürftig, auch in Strümp (9,8 Kilometer) und Lank (5,4 Kilometer) gibt es noch Baustellen. Kaum Handlungsbedarf dagegen in den Rheingemeinden und Bösinghoven.
Für Ausschläge im Gebührenhaushalt sorgt der Fakt nicht. Auf 2,11 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser (2013:2,07 Euro) soll die Gebühr nach Kalkulation der Stadt Meerbusch im kommenden Jahr steigen. Die Gebühr fürs Niederschlagswasser sinkt gar leicht auf 0,92 Euro pro Kubikmeter (2013 : 0,94).