Zirkus Hansa Wunderland: Es geht nur ums Überleben

Nachdem ein Sturm das Zelt zerstört hat, leiden die verbliebenen Mitarbeiter des Zirkus’ Hansa Not.

Osterath. Tief Christian dürfte Friedrich Neigert am Montag an seine schwärzeste Stunde in fünfeinhalb Jahrzehnten Zirkuskarriere erinnert haben. Die liegt gerade einmal eine Woche zurück, als ein heftiger Sturm das Zelt des Zirkus’ Hansa Wunderland zerstörte und zudem einen Transportanhänger umkippen ließ.

Aktuell klingelt bei ihm täglich das Handy: Pferdehändler waren am Apparat. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele davon in der Gegend gibt. Die denken, sie bekommen die Pferde jetzt von uns geschenkt“, sagt Neigert. Während die 15 Artisten Osterath längst verlassen haben und anderswo ihr Glück suchen, harrt Neigert mit seiner Familie und einem Dutzend Tierpflegern auf dem Kirmesplatz aus. Wo sollten sie auch hin?

„Unsere Existenz ist zerstört. Ich habe mich erkundigt: Das Zelt fachmännisch reparieren zu lassen, würde einen sechsstelligen Betrag kosten. Das Geld haben wir nicht. Ich habe auch schon billigere Angebote erhalten — aber ohne jede Garantie“, erklärt der Zirkusdirektor.

Von der Hilfsbereitschaft der Osterather ist er sehr angetan. „Viele kommen mit dem Rad vorbei und bringen Obst oder Gemüse für die Tiere. Allerdings haben auch wir Menschen Hunger. Lebensmittelspenden sind daher willkommen.“

Doch nicht alle sind dem Zirkus wohlgesonnen. „Am Tag nach dem Unglück kamen ein paar Jugendliche und wollten fotografieren. Ich habe sie gelassen. Nachher war unser Stromgenerator weg. Das muss man sich mal vorstellen“, sagt der 54-Jährige empört. Außerdem seien gleich mehrere angebliche Unterstützer „in dicken Karren“ gekommen, die sofortige Hilfe versprochen hätten. Neigert: „Die habe ich danach nie wieder gesehen.“ Ob der Zirkus eine Zukunft hat? „Ich habe meine Zweifel. Momentan geht es für uns nur um das nackte Überleben.“

Auf Initiative ihrer Tochter Sina, die nach dem Unglück in der Nachbarschaft spontan Spenden für den Zirkus gesammelt hat, will eine Willicherin eine private Hilfsaktion mit Spendenkonto, einer eigenen Seite im Internet und dem Verteilen von Flyern ins Leben rufen. Die Aktion wird zurzeit vorbereitet.