Projekt hilft Frauen mit Migrationshintergrund im Berufsleben

Soroptimisten wollen mit Projekt „Chancen bieten — Chancen nutzen“ Frauen mit Migrationshintergrund helfen.

Meerbusch. Irina hat in Russland Kunst studiert, doch ihr fehlen hier die nötigen Qualifikationen, um als Pädagogin arbeiten zu dürfen. Magdalena hat in Polen ein Touristikstudium absolviert, aber ihr Abschluss wird in Deutschland nicht anerkannt.

Die beiden Frauen zählen zu 13 Meerbuscherinnen mit Migrationshintergrund, die von einem Projekt profitieren, dass der Club der Soroptimisten, in dem sich 27 berufstätige Frauen ehrenamtlich sozial engagieren, in Kooperation mit dem Awo-Mütterzentrum durchführt.

„Es ist gar nicht so leicht in Meerbusch, wo sich die Probleme in Grenzen halten, Gutes zu tun. Beim Mütterzentrum sind wir aber schnell mit den Verantwortlichen ins Gespräch gekommen“, erzählt Vera Jentjens. So wurde das Projekt „Chancen bieten — Chancen nutzen“ initiiert.

Im Mütterzentrum in Büderich treffen sich regelmäßig Frauen unterschiedlicher Nationalität, nicht alle kommen aus Meerbusch. Gemeinsam hätten die Kooperationspartner mit Unterstützung des Ehrenamt-Forums ein Konzept entwickelt, wie man den zumeist gut ausgebildeten, häufig aber frustrierten Frauen helfen könne, berichtet Renate Stratmann.

Die wichtigste Voraussetzung: das Beherrschen der deutschen Sprache oder zumindest die Bereitschaft, sie lernen zu wollen. „Oft sind die Familien gut integriert, die Kinder gehen zur Schule, aber die Frauen kommen kaum aus dem Haus“, sagt Jentjens. Selbst wenn sie einen Deutschkurs belegt hätten, fehle ihnen so die Praxis.

Das ist der erste Ansatzpunkt, bei dem die Soroptimisten ihre Erfahrungen einbringen: „Bei diesen oft mut-, bisweilen auch planlosen Frauen muss man erst einmal das Selbstwertgefühl stärken, sie aus der Isolation rausholen und sie dazu bewegen, ihre stets zurückgestellten Wünsche offen zu formulieren. Auch wenn es dazu mehr als ein Gespräch benötigt“, sagt Stratmann.

Ist das geschafft, kommt der nächste Schritt: die konkrete Hilfe bei Ämtergängen, bei der Formulierung von Bewerbungen, bei der Vermittlung von Praktika, das Herausfiltern, wo die Stärken und Interessen liegen, um womöglich ein Berufsziel ins Auge zu fassen, auch wenn es nicht das ist, worauf man eigentlich hin studiert hat.

„Wir wollen ihnen aber auch aufzeigen, dass für sie mehr in Frage kommt, als nur ein Putzjob“, sagt Vera Jentjens, die das Beispiel einer Türkin anführen kann, die über die Malteser auf den Pflegeberuf aufmerksam wurde: „Die Perspektive, später selbstständig einen Betreuungsdienst in der Türkei, wo es so etwas noch nicht so häufig gibt, ins Leben zu rufen, fand sie sehr verlockend.“

Hilfreich sei es natürlich, wenn die Ehemänner ihre Frauen in ihrem Bestreben unterstützen würden, „was beileibe nicht immer der Fall ist“, weiß Stratmann, die zudem betont: „Was wir machen, kann nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. Die Frauen müssen möglichst schnell eigenständig Initiative ergreifen, Termine wahrnehmen und dürfen sich nicht zu sehr auf andere verlassen.“

Dass die Mentorinnen und ihre „Schützlinge“ längst ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen, soll bei einem gemeinsamen Essen am 13. November im Mütterzentrum noch einmal deutlich werden. Dann sind die Soroptimisten mal nur als Gäste eingeladen.