Büderich: Schön Wohnen in einer Thermoskanne

Richtfest: Im Neubaugebiet Kanzlei in Büderich entstehen acht Passivhäuser.

Büderich. Die Käufer der vier von derzeit acht im Baugebiet Kanzlei entstehenden Passivhäuser feierten am Wochenende Richtfest. Vor den Rohbauten an der Ingrid-von-Schmettow-Straße trafen sich die künftigen Nachbarn und fachsimpelten über eigenhändig gestalteten Komfort, die idyllische Südlage und die laut Norbert Denski vom Immobiliencenter der Sparkasse Neuss "extrem einfach zu wartenden Lüftungsanlage" ihres energieeffizienten Heims.

Der Meerbuscher Chirurgin Kirsten Kimm gefällt in erster Linie, einen Steinwurf entfernt von ihrer derzeitigen Mietwohnung eine schöne Immobilie ergattert zu haben. Das zukunftsweisende Energiekonzept dahinter sagt ihr zudem zu. "Kalkulierbare Energiekosten kontra nächster Ölkrise", sagt Kimm, deren Umweltbewusstsein sich bisher im Autoverzicht auf Kurzwegen und in der Mülltrennung ausdrückt.

Zu Eigenleistungen, "streichen, tapezieren, was zeitlich so geht" ist sie gern bereit, hat sie doch trotz Reihen- und Plattenbau ein Interior-Unikat. Kirsten Kimm träumt bereits vom Anblick ihrer aquamarinblauen, spanischen Badfliesen und dem Nussbaumparkett.

Durch Internetrecherche fand ihr nächster Nachbar, der junge Düsseldorfer Kleinfamilienvater Jörg Heinemann, zum 140-Quadratmeter-Haus. "Unabhängigkeit von Rohstoffen" ist sein Motto. Um Energie zu sparen, bevorzugt er ansonsten öffentliche Verkehrsmittel.

"Die Thermoskanne in Hausform", wie Diplom-Ingenieur Sommer von der Baustatikfirma sein Produkt nennt, hat Fenster mit Dreifachverglasung und speziellen Wärmeputz. Fassaden- und Kellerdämmung sowie kontrollierte Entlüftung mit sozusagen "erdreichgekühlter" Frischluft und Mini-Wärmepumpe sowie die Solaranlage sorgen für 90-prozentige Energierückgewinnung. Kochen, die Wäsche trocknen lassen und Treppenlaufen sowie brennende Glühbirnen erwärmen das Haus ausreichend. 20 Grad können konstant gehalten werden.

Diesen Standard der Heizenergie quasi selbst herzustellen und ein Jahresverbrauch von 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr fasziniert viele. Vergleichswerte sagen, dass man mit dem Verbrauch eines Altbaus 19 Passivhäuser beheizen könne.

Zwischen den Anbietern gibt es allerdings stark abweichende Definitionen eines "Passivhauses". Norbert Denski rät, sich an das Passivhaus Institut (PHI) zu wenden, welches Qualität und Funktionalität zertifiziert.