Büderich: Senior wird beim Judo wieder jung

Mit 73 Jahren hat Oskar Friedrich seine erste Judo-Gürtelprüfung mit Bravour bestanden.

Büderich. Vor zwei Jahren begann Oskar Friedrich beim Verein Tura Büderich mit Selbstverteidigung. "Die Kriminalität nimmt ja nicht gerade ab. Und dann liest man auch noch von Rentnern, die in der U-Bahn grundlos zusammengeschlagen werden. Ich wollte im Notfall kein wehrloses Opfer sein", begründet der Büdericher seine damalige Entscheidung.

Das allein klingt zunächst einmal nicht besonders aufregend. Bemerkenswert wird es aber, wenn man das Alter von Friedrich kennt, der immerhin 73 Lenze auf dem Buckel hat. Damit nicht genug, hat der pensionierte Bankdirektor des Düsseldorfer Bankhauses Lampe kürzlich seine erste Gürtelprüfung im Judo mit Erfolg absolviert. Jetzt kann er stolz seinen Judoanzug mit dem weiß-gelben Gürtel zubinden.

"Peter Grondstra, mein Trainer bei der Tura und mit 66 Jahren ebenfalls nicht mehr der jüngste, hat mich von dieser Idee überzeugt", erzählt Friedrich. Selbst Judowürfe anzulegen, sei dabei das kleinere Problem gewesen, "doch in meinem Alter richtig zu fallen, ohne sich gleich zu verletzen, davor hatte ich anfangs ein wenig Angst", so der Düsseldorfer, der bereits vor 20 Jahren nach Büderich zog.

Viele schweißtreibende Einheiten mit seinem Uke (Trainingspartner) Gerald Krumschmidt später war Friedrich jedoch für die Prüfung bereit. Dem Senior wurde alles abverlangt: Würfe, Fallübungen und Bodentechniken sowie ein Randori (Judokampf) mit wechselnden Gegnern musste er gekonnt demonstrieren, bis er - erschöpft, aber glücklich - Gürtel, Urkunde und Judopass entgegennehmen durfte.

"In einen Straßenkampf bin ich bis jetzt zwar noch nicht verwickelt worden, dafür hat mir mein Hobby schon mal in Barcelona den Hals gerettet, als ich auf einer Treppe stürzte, dank Judo aber so geschickt heruntergerollt bin, dass kaum etwas passiert ist", lacht der Kampfsportler.

Friedrich mag das wöchentliche Training bei der Tura sehr. "Der Verein insgesamt imponiert mir: was der alles für die Jugend tut, dass auch Selbstverteidigungkurse für Frauen angeboten werden, und dass das Ehrenamt so einen hohen Stellenwert genießt - das verdient Unterstützung."

Früher hat Friedrich Fußball gespielt ("wenig erfolgreich"), ist später kurzzeitig auf Golf umgestiegen ("hat mit gar nicht gefallen"), bis er beim Judo gelandet ist. Im Keller hat er zudem noch eine Art Nordic-Walking-Trainingsgerät für tägliche Übungen, die diversen Treppen in seinem Haus verlangen auch ein Mindestmaß an Fitness.

Doch der 73-Jährige will sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit halten. Elf Jahre nach seiner Pensionierung betreut er immer noch ehemalige Stammkunden oder hilft anderen "netten Menschen", wenn sie mit ihrer Bank unzufrieden sind. "Bei dieser Aufgabe sehe ich mich als Ergänzung zu Verbraucherschutzzentralen", erläutert Friedrich, der bei seinem anderen Zeitvertreib zunächst nicht die nächsthöhere Gürtelfarbe anstrebt. "Man sollte die Kirche auch mal im Dorf lassen. Außerdem muss ich meine Selbstverteidigungsgriffe endlich wieder etwas auffrischen."

Wer Interesse an einem Schnuppertraining hat:

www.tura-judo.com