Büdericher Eisdiele ist Teil einer Museumsausstellung
Den Eisladen Pra Levis gibt es seit über 50 Jahren. Das Clemens-Sels-Museum dokumentiert die Geschichte der Familie.
Sein Tag beginnt morgens um halb sieben. Viel ist zu tun: Die Maschinen müssen gereinigt, Zutaten eingekauft und das Speiseeis produziert werden. All das macht Inhaber Orfeo Pra Levis schon vor der Öffnung seines Eisladens Pra Levis in Büderich um 10 Uhr. Das Geschäft gründete sein Vater Antonio bereits 1960. Er war einer der ersten italienischen Eismacher in Deutschland. Unter anderem seiner Geschichte widmet sich jetzt die Ausstellung „Gelato!“ des Neusser Clemens-Sels-Museums, die noch bis Mitte September zu sehen ist. Dort stehen die Geschichten der ersten Eismacher mit ihren Familien am Niederrhein im Vordergrund.
Die von Antonio Pra Levis beginnt schon, als er erst 14 Jahre alt ist. Mit einem Eiswagen verkaufte er 1950 seine ersten Kugeln. „Das war sehr anstrengend, der Wagen hatte natürlich keinen Motor und musste geschoben werden“, erklärt Orfeo Pra Levis. Lediglich drei Eissorten standen zur Wahl, Sahne gab es noch nicht im Sortiment. Nachdem Antonio Pra Levis für verschiedene Eisdielen in Italien, Wien und Hagen gearbeitet hatte, entschied er 1960, sich selbstständig zu machen. Ein Laden in Büderich weckte sein Interesse. „Das Gebäude wurde gerade gebaut. Mein Vater zögerte, aber die Familie ermutigte ihn, den Laden zu kaufen“, sagt Sohn Orfeo. So begann die Geschichte der Pra Levis’ in Deutschland.
Seit rund 20 Jahren leitet Orfeo Pra Levis inzwischen das Geschäft. „Als ich 27 war, ist mein Vater plötzlich verstorben. Da musste ich von jetzt auf gleich die Leitung des Eisgeschäftes übernehmen“, erklärt der 45-Jährige, „das war eine enorme Verantwortung.“ Sein großes Problem: die Buchhaltung. „Das hat mir mein Vater nie erklärt, ich war erstmal überrumpelt. Gelernt habe ich es dann von dem Cousin meines Vaters.“
Die Faszination am Eis wurde in Orfeo durch seinen Vater entfacht. „Als ich sechs Jahre war, hat er mich immer mit in den Eiskeller genommen“, erläutert der Inhaber, „dort verlagerte er das Eis mit einer Art Spaten von der Maschine in die fertige Truhe — und ich musste den Deckel halten.“ Das entflammte seine Begeisterung. Ständig löcherte er Antonio über die Herstellung von Speise-Eis. „Ich gehe viel auf Seminare, aber was ich da lerne, hat mir mein Vater damals schon in wenigen Worten beigebracht“, sagt er.
Leicht ist das Geschäft mit der sahnigen Nachspeise nicht. „Es ist wirklich sehr stressig, an Privatleben ist kaum zu denken“, sagt der Inhaber. Beinah rund um die Uhr sei er im Laden. So sei eben das Geschäft. „Man muss für den Beruf geboren sein, ihn im Herzen haben“, so Orfeo Pra Levis.
Täglich bietet sein Lokal 25 frische wechselnde Eissorten an — insgesamt produziert er rund 40 Sorten. „Alle anzubieten macht aber keinen Sinn, die gehen an einem Tag nicht weg“, erklärt Pra Levis. Stolz ist er zudem auf die Herstellung seines Speise-Eises. „Wir produzieren hier nach den originalen Rezepten der Eismacher aus Forno di Zoldo, einem kleinen italienischen Ort.“ Sie gelten als die Pioniere der Branche. Über die Jahre haben sich die Eismacher in der Welt verteilt, so auch in Deutschland. Und einen dieser Pioniere kennt Orfeo sogar: seinen Vater, Antonio Pra Levis.