BUND-Vorsitzende plädiert fürs Carsharing

Umweltschützerin Andrea Blaum nutzt das Fahrzeug am Franz-Schütz-Platz regelmäßig.

Foto: Kirchholtes

39 800 Autos sind in Meerbusch zugelassen, die Pkw-Dichte beträgt also 0,63 pro Einwohner. Das ist ein Spitzenwert in Deutschland. Nicht alle verstopfen morgens und nachmittags die Straßen, sondern stehen die meiste Zeit als Zweitwagen in der Garage. Das mag bequem sein, wenn man spontan etwas einkaufen oder einen Besuch machen will. Doch ökonomisch ist das nicht. Als Alternative gibt es in Meerbusch inzwischen ein Carsharing-Fahrzeug, das auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich geparkt ist.

Allerdings ist dieses Angebot noch recht wenig bekannt. „Ich finde diese Möglichkeit toll“, sagt Andrea Blaum, eine der wenigen Nutzerinnen. Seit sie ihr Auto ihrer Tochter mitgab, die drei Monate in Schottland lebte, verzichtet sie auf ein eigenes Auto und kommt gut damit klar. Wobei zu sagen ist, dass Blaum als Vorsitzende des BUND in Meerbusch sowieso ein umweltbewusster Mensch ist und schon vorher viel mit dem Fahrrad und der Bahn unterwegs war. Doch ab und zu nutzt auch sie das Auto, etwa wenn sie größere Mengen Hundefutter transportieren muss oder abends eine Freundin in Köln besucht. „Nachts mit dem ÖPNV und Fahrrad unterwegs zu sein, besonders in der dunklen Jahreszeit, ist nicht gerade komfortabel“, sagt ist.

Sie hat sich daher bei dem in Meerbusch verfügbaren Ford Carsharing angemeldet, das mit dem Flinkster Carsharing der Deutschen Bahn kooperiert. Das hat für Blaum als Inhaberin einer BahnCard den Vorteil, dass sie nicht die Registrierungsgebühr in Höhe von 50 Euro zahlen musste. Sie zahlt nur eine stündliche Nutzungsgebühr, die für das Auto auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz fünf Euro beträgt, und eine Kilometerpauschale.

Anmelden kann man sich im Internet und muss dann nur noch seinen Führerschein einmalig vorlegen, um eine Benutzerkarte für das gesamte Carsharing-System in Deutschland zu erhalten. „Damit gehe ich einfach zum gewünschten Auto hin, halte es an eine bestimmte Stelle des Seitenfensters, und schon geht die Fahrertür auf“, erklärt sie. Den Autoschlüssel findet sie im Handschuhfach — und los geht es. „Wenn ich einen festen Termin habe, kann ich das Auto im Voraus reservieren“, erklärt sie. In Großstädten mit einem größeren Angebot sei das natürlich nicht nötig, aber hier in Meerbusch sei man eben noch in der Anlaufphase und sie wolle nicht in die Situation kommen, dass sie ihr Konzert in Köln verpasse.

Normalerweise sei die Reservierung kein Problem. Nur selten habe sie es erlebt, dass das Auto schon weg war. Sie gibt zu, dass sie nun natürlich etwas besser organisiert sein müsse. Ihr sei auch klar, das die Teilnahme am Carsharing nur dann funktioniere, wenn man einigermaßen nahe zum Standort des Wagens wohne. Barbara Neukirchen aus Lank berichtet beispielsweise: „Es ist lästig für mich, dass ich erst mit dem Bus nach Büderich fahren muss, um das Auto auszuleihen, wenn ich es einmal brauche, um in Lank Getränke einzukaufen. Ich muss dann immer etwa 30 Minuten pro Strecke zusätzlich einplanen. Wirklich flexibel nutzbar ist es dadurch für mich nicht.“ Blaum plädiert dafür, auch in Lank und in Osterath ein Fahrzeug zu stationieren.

Doch fahren Menschen, die am Carsharing teilnehmen, wirklich weniger Auto und entlasten die Umwelt? Zahlt es sich finanziell aus? „Wer täglich fährt, für den lohnt sich Carsharing finanziell nicht“, sagt Blaum. Fachleute haben ausgerechnet, dass ein VW Golf im Monat 590 Euro koste (inklusive Wertverlust) und sich ab 10 000 Kilometer pro Jahr lohne. Wer weniger fahre, für den komme Carsharing in Frage. So gibt Blaum rund 50 Euro im Monat für das Leihfahrzeug aus. Man schätzt, dass sich zehn Personen ein Auto teilen könnten. „Ich habe gemerkt, dass ich weniger Auto fahre, wenn es nicht vor der Tür steht“, so Blaum. Zwar sei der Aufwand des Carsharings gering, doch viele Fahrten erledigt sie nun eher mit dem Fahrrad oder der Bahn.