Das Folklorefest feiert seine Premiere
Acht Stunden Musik, Tanz und internationale Leckereien auf dem Kirchplatz.
Osterath. Der Platz vor St. Nikolaus, den die Gemeinde ohne Zögern zur Verfügung gestellt hat, ist ideal: Heimelig, ohne beengt zu sein, bietet er seitlich Verkaufs- und Infostände Raum, an der Stirnseite steht eine große Bühne. Die nehmen direkt Kinder aus dem Projekt Spaß an Kultur der Böhlersiedlung selbstbewusst in Beschlag, tanzen und spielen. Moderator Michael Gorgs zieht die Besucher zur Bühne — wo sie bleiben, auch als die Taiko-Kids ihre Trommeln bearbeiten. Ein wunderbares Instrument, um Spannung und Wut abzubauen, findet ein junger Trommler, und das Tempo seiner Schläge unterstreicht das wenig später.
Mit Bierausschank und Cidre, Pita und Fischsuppe, Sardinen, gefüllter Paprika oder würzigem Reis mit Kichererbsen ist kein Vermögen einzunehmen, aber das, so bekräftigten alle Standbetreiber, sei auch nicht ihre Absicht. Lecker ist es.
Gut gelaunt stehen Besucher an Stehtischen beieinander oder erholen sich auf den Holzbänken, die Veronika Hoppe-Naundorf, Vorsitzende des Werbe- und Interessenrings, besorgt hat, nachdem die ursprünglich georderte Lieferung ausblieb.
Der 21-jährige Erkan erfährt am Fouesnantstand erstaunt, dass Meerbusch eine Partnerstadt in der Bretagne hat, und gleich daneben hat sich der deutsch-japanische Freundeskreis positioniert. Lächelnd zeigt Hayrettin Polat, der Vorsitzende des Integrationsrats, ein schlichtes Papierblatt mit schwarzen Pinselstrichen: „Das soll mein Name sein“, sagt er etwas ungläubig.
Polat hat das Fest mit Dezernentin Angelika Mielke-Westerlage eröffnet. Sie erinnert daran, dass zehn Prozent der Meerbuscher Bevölkerung ausländische Wurzeln habe, Menschen aus mehr als 100 Nationen im Stadtgebiet lebten. Heimatverbunden und weltoffen seien die Meerbuscher, was das Fest in Osterath unterstreiche. Herz und Arbeit, so lobte Mielke, hätten ihre Mitarbeiterinnen Bettina Scholten und Anja Flintrop und viele Helfer investiert. Hayrettin Polat schloss sich Lob und Analyse rundum an: Mielke habe ihm aus dem Herzen gesprochen, „und jetzt sind alle Worte schon weg“.
Die Sonne scheint noch, als die Bands — Hobbymusiker und Profis — die Bühne übernehmen. Die variationsreiche rockig-bluesige Stimme von Petra Birgels-Peters prägt die Jazzformation File or Fax, deren verhaltener Klang von den angeregt plaudernden Besuchern fast übertönt wird.
Eine Entdeckung ist danach die junge Formation Early Autumn Break aus Düsseldorf: drei Jungs, drei Mädels im gruftig schwarzen Outfit liefern Folk-Pop mit irischem Einschlag. „Dreistimmiger Gesang, ein charismatischer Gitarrist und eine Leadsängerin, der man auch in der Oper begegnen könnte“, schwärmt ein Zuhörer am Ende. Early Autumn Break hat Glück, dass sie früh dran sind: Als die Rhythm’n’Soul Band Update nach 20 Uhr auf die Bühne kommt, sind viele Besucher schon gegangen. Das sagt nichts über die hohe Qualität der Coverband aus, sondern spiegelt wider, dass das Fest acht Stunden dauerte. Eine gelungene Premiere.