Demenzkranke: Entlastung für Angehörige

In Büderich wird ab September ein Gesprächskreis im Jugendzentrum Oase angeboten.

Meerbusch. Rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz. Bis zum Jahr 2050 rechnen Experten sogar damit, dass sich diese Zahl im Zuge des demografischen Wandels verdoppeln wird. Die Dunkelziffer ist noch größer. Laut Erhebungen der Berliner Altersstudie ist davon auszugehen, dass bei mehr als der Hälfte der über 65-Jährigen bisher nie eine entsprechende Diagnose gestellt wurde.

Auch in Meerbusch gibt es viele Angehörige, die ein an Demenz erkranktes Familienmitglied pflegen und ihr eigenes Leben zwangsläufig in den Hintergrund stellen. Eine organisierte Möglichkeit des Austauschs mit anderen Betroffenen gab es bislang nicht.

Ab September bietet die Demenz-Beratungsstelle der Alzheimer-Gesellschaft mit Sitz in Neuss in Büderich jedoch einen Gesprächskreis an, in dem Hilfen vermittelt werden sollen und in dem die Teilnehmer ihre Probleme offen ansprechen können.

Um den Druck von den Angehörigen zu nehmen, offen Privates preiszugeben, sind den Treffen im Jugendzentrum Oase kleinere Vorträge vorangestellt. „Es können ganz unterschiedliche Themen angeschnitten werden“, erläutert Sandra Menge von der Alzheimer-Gesellschaft.

„Wie erkenne ich überhaupt, ob ein Familienmitglied an Demenz leidet? Können Medikamente helfen? Was muss ich tun, wenn es ohne Betreuungskraft nicht geht?“, zählt die Sozialpädagogin gängige Fragen auf.

Eine altersbedingte Vergesslichkeit müsse nicht zwangsläufig bedeuten, dass eine dementielle Erkrankung vorliege. „Doch wenn jemand dasselbe erzählt wie zehn Minuten zuvor, nicht mehr weiß, in welchem Jahr wir uns befinden oder wichtige Termine verschlampt, ist es auf jeden Fall ratsam, einen Arzt zu konsultieren“, sagt Menge.

Oft seien dementielle Symptome auch die Folgeerscheinung einer anderen Erkrankung. „In dem Fall kann die Demenz bei der richtigen Behandlung vollständig ausheilen“, erläutert die Expertin. Das gelte ebenfalls für eine vaskuläre Demenz, die von Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst wird.

Eine primäre Demenz sei dagegen nicht heilbar. Wer sich der Krankheit mit Hilfe von Angehörigen aber offensiv stelle, könne parallel zur richtigen Medikation mit kleinen Hilfsmitteln den Krankheitsprozess erträglicher gestalten. „Eine Art Tagebuch kann etwa eine Unterstützung sein“, sagt Menge.

Der Gesprächskreis in Büderich soll Angehörigen vor allem die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen. „Vielen hilft es, wenn sie erfahren, dass es anderen ähnlich ergeht und man sich Tipps geben kann“, sagt Menge.