Die Amaryllis ist eine Alternative zum Weihnachtsstern
Zwei Brüder bauen in Meerbusch elf Sorten der langstieligen Blume an. Besonders zur Adventszeit ist die Pflanze beliebt.
Im Treibhaus sprießen tausendfach die kniehohen, grünen Stängel mit faustgroßen Knospen darauf. Ein paar Tagen noch, dann entfalten sich die Knoten zu den üppigen Blüten der Amaryllis. Die hochgewachsene Pflanze ist der Hingucker unter den Schnittblumen in der Adventszeit. Am Niederrhein zwischen Meerbusch und Geldern bauen sieben Gärtnereien die imposante Pflanze an als Schnittblume und im Topf.
Im Gartenbaubetrieb der Brüder Thomas und Stefan Rütten in Meerbusch stehen in diesen Tagen Stängel soweit das Auge reicht, auf 13 500 Quadratmetern. Arbeiter kappen die knospenden Blumen, sortieren und verpacken Tausende in lange Kartons. Dann bringt der Lastwagen die Fracht zur „Veiling Rhein-Maas“ nach Straelen, der einzigen Blumen- und Pflanzenversteigerung in Deutschland. Und von dort aus wird die grüne Ware nicht nur deutschlandweit, sondern auch in die angrenzenden Länder ausgeliefert.
In Blumenläden und Wohnzimmern ist die Amaryllis eine feste Größe in der Adventszeit. „Es ist eine superemotionale Blüte, die in die Jahreszeit passt, ähnlich wie der Weihnachtsstern“, sagt Nicola Fink, Sprecherin des Fachverbands Deutscher Floristen in Gelsenkirchen. Der Ritterstern, wie die Blume auch heißt, bringt kräftiges Rot, Orange und Weiß in die dunkle Jahreszeit und kommt auch bei jüngeren Kunden gut an.
Die Brüder Rütten haben vor 20 Jahren mit dem Anbau angefangen. Die Idee kam aus den Niederlanden, inzwischen wird die Pflanze auf etwa sieben Hektar angebaut. Ziel ist, dass die eigentlich in Südamerika beheimatete Amaryllis pünktlich zur Weihnachtszeit aufgeht. Deshalb werden die Zwiebeln im Gewächshaus am Fellerhöfer Weg einer wochenlangen Kühlphase ausgesetzt, während draußen Sommer ist. Im Herbst folgt im Glashaus ein künstlicher Sommer mit bis zu 22 Grad, sagt Pankraz Gasseling, der Berater für Zierpflanzen bei der Landwirtschaftskammer.
Elf Sorten haben der 51-jährige Thomas Rütten und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Stefan in ihrem großen Gewächshaus stehen: Ferrari, Vienna, Deire, Lagoon, Popov, Gold Medal, Grand Diva, Naranja, Morice, White Lion, Red Lion. Hauptfarben sind passend zur Jahreszeit weiß und rot. Welche Töne außerdem angesagt sind und was am Markt gut ankommt, das ist ein ewiges Rätsel.
Da die Zwiebeln drei Jahre bis zur ersten Blüte brauchen, ist ein kurzfristiges Umschwenken nicht möglich. Thomas Rütten jedenfalls hat einen Favoriten. Es ist die zweifarbige Sorte namens „Popov“ in den Farben Lachs und Cremeweiß.
Die sternförmige Blüte der Amaryllis kann sehr groß werden und ist entsprechend effektvoll. „Die Sorte soll einen angucken“, sagt Thomas Rütten über den idealen Blütenstand. Im Gewächshaus werden die Rittersterne jetzt nach und nach geerntet und zur Versteigerung gebracht. „Wir sind bestrebt, bis Weihnachten alles wegzuhaben“, sagt Stefan Rütten. dpa