Die Königin von 1956 erinnert sich

Inge Plenkers ist mit heute 87 Jahren die älteste Ex-Königin der Büdericher Schützen. Die Erinnerungen an die damaligen Festtage sind unvergesslich.

Foto: Dackweiler/privat(2)

Als Anton Plenkers im Jahr 1956 Schützenkönig in Büderich wurde, war seine Frau Inge im fünften Monat schwanger. In Windeseile wurden Stoffe für drei Festkleider gekauft und innerhalb einer Woche von einer Schneiderin aus dem Bekanntenkreis auf Maß gefertigt. „Mein schönstes war cremefarben“, weiß Inge Plenkers noch.

Ihr 60-jähriges Jubiläum als Schützenkönigin, das sie in diesen Tagen begeht, ist in diesem Kreis einzigartig. „Wir sind dankbar, das sie es erreicht hat“, sagt ihr Sohn Anton. „Sie durfte ja nicht mal ihre Silberne Hochzeit erleben.“ Ihr Mann, selbstständiger Dachdeckermeister und „immer fröhlicher Rheinländer“, starb 1977 mit nur 50 Jahren in einem Ausflugslokal in Neuss-Uedesheim. Inge, ihr 18-jähriger Sohn und weitere Verwandte mussten es schockiert und hilflos mit ansehen. Beherzt führte die Witwe den Dachdeckerbetrieb so lange weiter, bis Anton junior seinen Meister gemacht hatte und den Betrieb 1985 übernahm. Aber noch heute bedient die rüstige 87-Jährige das Telefon. „Ist doch gut, wenn man gebraucht wird.“

Nicht nur den jähen Tod ihres Mannes musste Inge Plenkers verkraften. Es gab noch einen zweiten Schicksalsschlag: Ihre Tochter starb mit erst 36 Jahren ganz plötzlich an einem Herzinfarkt. Was bleibt, sind die kostbaren Erinnerungen an ihre Lieben. In den Kirmes-Tagen, die ja heute wieder beginnen, werden sie besonders lebendig.

Für die frisch verheiratete junge Frau, die 1956 gerade erst aus dem Münsterland nach Büderich gezogen war, bedeutete die Ehre als Schützenkönigin weit mehr als für viele ihrer Amtskolleginnen. „Mein Mann wollte, dass ich richtig loslege“, erzählt sie. „Das hat dann auch geklappt.“ Damit spielt sie auf ihre damalige schwierige Situation an: „Ich gehörte nicht nach Büderich, das ließ man mich deutlich spüren. Manche weigerten sich sogar, im Geschäft mit mir zu sprechen — ich sei ja nicht von hier.“ Ihr Sohn setzt hinzu: „Deshalb war die Schützenkönigin ihr persönliches Integrations-Projekt.“ Inge Plenkers lächelt schelmisch. „Ja, die Vorurteile hatten sich hinterher schnell erledigt. Schon deshalb tat es mir gut, im Mittelpunkt zu stehen.“

Die Festtage bei makellosem Wetter seien anstrengend, aber wunderbar gewesen. „Einmal kamen Anton und ich erst im Morgengrauen heim. Zum Schlafen war es zu spät, zum Arbeiten zu früh. Wir setzten uns draußen auf unsere Bank und warteten auf den Morgen.“

Seit jeher füllt sich ihr Haus zur Kirmes mit Besuch, die Tage werden zum Familientreffen genutzt. Wie sein Vater gehört auch Anton Plenkers mittlerweile der Kompanie der Armbrustschützen von 1925 an: „Mir blieb gar nicht anderes übrig“, sagt er. „Ich wurde als Kind in die Lederhose gesteckt und mitgenommen. Ganz so engagiert wie mein Vater bin ich zwar nicht bei der Sache. Aber ich bin trotzdem immer mit großer Freude dabei.“