Die Sorgen der Osterather bleiben

Diskussion um Umspannwerk und Konverter: Kriterien für Standort gesucht.

Meerbusch. Die Vertreter der Firma Amprion haben in Osterath einen schweren Stand. Laute Zwischenrufe wie „Lüge!“, „Setzen!“ oder „Der soll aufhör’n!“ und höhnisches Gelächter begleiten den Auftritt von Armin Braun und Marian Rappl in der Realschule Osterath am Montagabend. Beide kamen, um die Ausbaupläne für das Umspannwerk am Ingerweg vorzustellen. Klar ist, dass auch der Streit um den Konverterstandort zum Thema wird.

Die Erweiterung des Umspannwerks vollzieht sich auf dem heutigen Gelände, der Zaun markiere das Maß des Ausbaus: Zwei neue 380kv-Transformatoren sollen gebaut, am Ende drei in Betrieb genommen werden, um Wechselstrom in der Region zu verteilen. Zusätzlich werden Umgehungsschienen, eine Art Umleitung, angelegt, um die Funktionsfähigkeit der Anlage auch im Fall einer Störung aufrechtzuerhalten.

Die neuen Transformatoren seien „deutlich leiser“, die alten würden nach der Inbetriebnahme der neuen (geplant 2015) zunächst abgeschaltet, dann auch abgebaut, kündigt Armin Braun an. Noch in diesem Monat will Amprion beim Rhein-Kreis Neuss die Genehmigung für den Ausbau beantragen — und rechnet fest mit einem Ja.

Eine andere Aussage nimmt das Publikum mit ungläubigem Gelächter zur Kenntnis: „Der Ausbau der Umspannanlage ist keine Vorleistung für den Netzanschluss des Konverters.“

Osterath als Netzverknüpfungspunkt und möglicher Standort eines Konverters — das Thema greift Heiko Bechert, Fachbereichsleiter Umwelt der Stadt, kritisch auf. Seine Kernaussage wird bejubelt: „„Konverter sind Industrieanlagen, die gehören nicht in dicht besiedelte Räume.“ Osterath müsse als Netzverknüpfungspunkt und als möglicher Konverterstandort „raus aus dem Netzentwicklungsplan“.

Was Bechert rhythmischen Beifall einbringt: Amprionvertreter Gerald Kaentler solle die Aussage zurücknehmen, dass die Bürgerinitiative Schuld sei, wenn 2019 die Lichter ausgingen. Im Zweifel seien Fehler im Planverfahren und damit der Netzbetreiber selbst verantwortlich.

Amprion wolle jetzt einen Kriterienkatalog für die Bewertung eines Konverterstandorts entwickeln, kündigt Marian Rappl an. Der soll in einem 20-Kilometer-Radius um Osterath gefunden werden — eine Festlegung, die Rappl wenig später wieder zurücknehmen muss. Die Radiusgröße sei noch nicht verhandelt, relativiert Simon Bannenberg, Vertreter der Bundesnetzagentur.

Die Geräuschkulisse, die Gesundheitsgefährdung durch elektromagnetische Felder, die Wuchtigkeit der Anlage, Gefahren durch abstürzende Flugzeuge und der Wertverlust der Immobilien — die vielfachen Ängste der Zuhörer werden nicht zerstreut.

Als Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den Doppelkonverter kündigte Norma Köser-Voitz an, dass man nicht lockerlassen werde: „Herr Rappl wird nach einem Standort für den Konverter suchen und wir werden ihn begleiten.“