Es geht bergauf mit der Realschule
Pünktlich zum 50. Geburtstag der Schule in Osterath haben sich 70 neue Schüler angemeldet. Das Jubiläum wird aber ohnehin groß gefeiert.
Es steht nicht zum Besten um die Schulform Realschule im Allgemeinen und die Realschule Osterath im Besonderen. Das dreigliedrige Schulsystem ist in Meerbusch mit der Auflösung der Barbara-Gerretz-Hauptschule Geschichte. Es gibt jetzt noch zwei Gymnasien, dazu eine Gesamtschule und eben die Realschule in Osterath, der so mancher Politiker schon an den Kragen wollte, weil die Anmeldezahlen zu niedrig waren. Diese Kritiker werden in wenigen Tagen für einige Zeit verstummen.
Die Realschule Osterath feiert ihr 50-jähriges Bestehen, Politik und Verwaltung sind zu einem Festakt am 10. Juni eingeladen. Dann wird es Blumen geben, ganz sicher auch lobende Worte. Und vielleicht verhilft dieser runde Geburtstag der Realschule zu neuer Blüte. Ein Blick in die Chronik der Schule zeigt aber ohnehin, dass eine Schule immer wieder von turbulenten Phasen heimgesucht werden kann, die man mit einiger Gelassenheit überstehen kann. Als die Meerbuscher Realschule im Jahr 1966 startete, da wurden die Jungen und Mädchen, 33 Schülerinnen und 22 Schüler, noch in zwei getrennten Klassen unterrichtet. Zwei hauptamtliche Lehrkräfte erteilten Unterricht, unterstützt wurden sie von einer Schulsekretärin sowie dem nebenberuflich angestellten Kaplan und ebenfalls nebenberuflich tätigen Organisten. Heute, ein halbes Jahrhundert und einige Schulreförmchen später, ist die Realschule um ein Vielfaches gewachsen.
590 Schüler besuchen die Schule im Stadtteil Osterath, das Geschlecht spielt bei dieser Zahl keine Rolle mehr, weil Mädchen und Jungen dieselbe Klasse besuchen. Kaplan und Organist sind nicht mehr da, dafür 35 Lehrer und ein Schulleiter: Seit 1999 heißt er Burkhard Wahner, und zum Jubiläum seiner Schule sagt er: „Wir haben 50 Jahre geschafft und wollen auch noch etwas durchhalten.“ Ein zartes Pflänzchen der Hoffnung wächst gerade in Osterath heran, denn das schönste Geschenk haben die künftigen Schüler der Schule beschert: Aktuell haben sich 70 Schüler angemeldet. Das reicht, um vorerst zu Überleben. Eine Auflösung scheint erst einmal abgewendet.
Der Gründungstag der Realschule war der 20. April 1966, wie Lehrer Rainer Prinz in seiner kleinen Schulchronik schreibt. Die erste provisorische Realschule sei aus Fertigteilen errichtet worden, drei Klassenräume, ein Lehrerzimmer, die Räume freundlich und hell. Im zweiten Schuljahr kamen schon 77 Schulneulinge. Schon damals gab es Ärgernisse für den Schulleiter Johannes Kisters. die auch manchem Rektor heute nicht unbekannt vorkommen dürfte: Da eine von der Landesregierung zugewiesene Lehrerin ihren Dienst aus persönlichen Gründen nicht an der Realschule antrat, konnten nur zwei Eingangsklassen gebildet werden — mit 50 Schülern je Klasse. Sie wurden auf dem Gelände der Evangelischen Volksschule Osterath, der heutigen Eichendorff-Schule, errichtet. Am 19. Oktober 1968 wurde dann das in 18 Monaten errichtete heutige Schulgebäude in seinen Grundzügen eröffnet und im Laufe der Jahre immer erweitert.
In seinem Rückblick berichtet Lehrer Prinz von Kuriositäten aus den ersten Jahren. Vom 18. bis 20. Februar fiel beispielsweise so viel Schnee, dass der Unterricht nicht aufrechterhalten werden konnte. Wegen einer Grippewelle verlängerte die Schule ein Jahr später die Weihnachtsferien für die ganze Schule und 1971, kurz vor Weihnachten, sorgte ein morgendlicher Drohanruf beim Hausmeister Schappert dafür, dass Rektor Kisters alle Schüler nach Hause schickte. Weiterer Unterricht musste ausfallen, als am 19. Januar 1973 eine Bombendrohung bei der Schule einging.
Nach zwischenzeitlicher Trägerschaft durch den Rhein-Kreis ging die Schule 1979 wieder in die Trägerschaft der Stadt Meerbusch über. Wegen Raum- und Lehrermangels musste die Schule sogar 20 Schüler an die Realschule Büderich abgeben. Heute hat die Realschule noch Kapazitäten, unterrichtet Flüchtlinge und Schüler, die vom Gymnasium kommen, kooperiert mit anderen Schulen, bereitet die Schüler auf eine Ausbildung vor. Die Aufgaben sind mannigfaltig und Schulleiter Wahner sieht in all dem den Beweis dafür, dass die Realschule immer noch eine gute Schule für Meerbusch ist. Ein Szenario, in dem die Realschule aufgelöst wird, will er sich nicht vorstellen. „Wir nehmen die Kinder an die Hand und helfen ihnen zu einem Abschluss, der ihnen alle Möglichkeiten offen lässt. Das war vor 50 Jahren so, und das ist auch heute noch so.“