Witwe darf Büste nicht aufs Grab stellen
Die Stadt lehnt das Vorhaben der Hinterbliebenen des Galeristen Wolfgang Paul ab.
Im November 2015 ist der bekannte Meerbuscher Wolfgang Paul im Alter von 94 Jahren verstorben. Er war weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Seine Witwe Angela Krümpelmann-Paul (88) will jetzt auf dem Grab auf dem Büdericher Friedhof eine Büste aufstellen, die der renommierte Bildhauer Erich Bödeker einst den Pauls geschenkt hatte. Die Friedhofsverwaltung Meerbusch verwehrt ihr dies jedoch. Grund: Die Friedhofssatzung sehe vor, dass nur Natursteine auf dem Grab Verwendung finden dürfen, nicht aber reine Betonarbeiten, wie die Büste eine darstellt. Für die Witwe ist das unverständlich.
Die Meerbuscher Stadtverwaltung bestätigte gestern die Problematik. Es sei aus rein sachlichen Gesichtspunkten entschieden worden, teilte Stadtsprecher Michael Gorgs mit. Die Meerbuscher Friedhofsatzung sehe vor, dass für das Grabfeld, auf dem der Verstorbene liegt, eindeutige Gestaltungsvorschriften gelten. „Hier dürfen für Grabmale ausschließlich Naturstein, Holz sowie geschmiedetes und gegossenes Metall verwendet werden“, sagt Gorgs. Im nördlichen, neueren Teil des Büdericher Friedhofes gebe es hingegen ein Grabfeld mit freieren Gestaltungsrichtlinien, dort wäre die Verwendung anderer Materialien möglich. „Frau Paul hat sich allerdings für die Bestattung ihres Mannes nicht für diesen Bereich entschieden.“
Wolfgang und Angela Paul sind als langjährige Betreiber der Galerie Ilverich in der Alten Schule bekannt. Renommierte Maler gingen bei ihnen in 27 Jahren Galeriegeschichte ein und aus. Eine besondere Verbindung bestand stets zu Erich Bödeker. Er war 1970 der erste Künstler, der in Ilverich ausstellte. Mittlerweile sind Bödekers Werke bei Sammlern begehrt, werden in internationalen Museen gezeigt und erzielen bei Auktionen hohe Preise. „Er war schon damals sehr bekannt. Die ganze Werbebranche, alle wollten Bödeker“, sagt Angela Krümpelmann-Paul. Aus Dankbarkeit schenkte Bödeker eine seiner Büsten den Pauls. Jahrelang stand diese im Fenster in Ilverich. „Unter der Büste steht zwar der Name meines Mannes, aber es gibt keine Ähnlichkeit“, sagt Angela Krümpelmann-Paul. „Ulkig“ sei die Figur und passe gut zu ihrem Wolfgang. Und auch räumlich würde die Kunst doch auf das Grab passen, sagt sie. Schließlich liege ihr Mann Wolfgang direkt neben einem Grabstein, den der Künstler Joseph Beuys auf dem Büdericher Friedhof angefertigt hat.
Lang ist die Liste prominenter Künstler, die in der Alten Schule in Ilverich ihr Schaffen zeigten: Tomi Ungerer, Martel und Gottfried Wiegand, Holger Runge, Kurt Mühlenhaupt, Janosch, Jochen Geilen, Felix Droese, Markus Lüpertz und Günter Grass. Der wohnte gar 1985 eine Woche in Ilverich, um seine Schau einzurichten. Berühmt aber wurde die Galerie, weil Joseph Beuys hier immer wieder Werke zeigte. Das Wirken der Eheleute Paul für die Stadt Meerbusch wurde als besonders wertvoll erachtet. „Man hat uns nach unserem Umzug sogar geehrt“, sagt Angela Krümpelmann-Paul, die heute in Oberkassel wohnt. „Es wäre so schön, wenn mir die Stadt jetzt mit der Büste entgegenkommen könnte“, so die 88-Jährige.