Energieprojekt Konverter kommt nach Osterath
Meerbusch · Nach zehn Jahren Planung und Protest wurde nun die Genehmigung für den Stromkonverter erteilt – gegen den Willen der Stadt.
Auch für die Gegner des Osterather Konverters lag diese Nachricht in der Luft, jetzt ist es offiziell: Die Anlage am Rande von Osterath wird aller Wahrscheinlichkeit nach gebaut. Der Rhein-Kreis Neuss hat dem Übertragungsnetzbetreiber Amprion nun einen Anspruch auf die Genehmigung bescheinigt. Den entsprechenden Bescheid hat das dortmunder Unternehmen nun erhalten.
Im Sommer 2012 waren die Pläne bekannt geworden, auf den Feldern südlich von Osterath die Konverter-Station zu errichten. Dagegen hatte sich Kritik geregt, sowohl in Politik und Verwaltung als auch bei den Anwohnern. Angesichts dieses Protestes hat Amprion die Planung in den vergangenen zehn Jahren mehrfach überarbeitet. So wurde die Anlage weiter weg von der Siedlung geplant. Eine teilweise Entsiegelung der rund zehn Hektar großen Fläche ist vorgesehen, ein 13 Hektar großes Areal in unmittelbarer Nähe ist als Ausgleichs- und Begrünungsfläche vorgesehen. Ein umfangreiches Sicherheitskonzept soll Gefahren etwa bei Starkregen vorbeugen, und mehrere Maßnahmen wurden ergriffen, um die Sicht auf die Anlage von den Ortsrändern von Osterath und Bovert aus so gut wie möglich zu verdecken. Mit all diesen Zugeständnissen kam der Protest der Anwohner teilweise zum Erliegen, doch bis heute halten einige den Widerstand aufrecht. „Vor dem Hintergrund der Energiekrise haben wir mit diesem Ausgang gerechnet“, sagt Wolfgang Miller, einer der Organisatoren des Protestes. Es gebe zweifelsohne bessere Standorte. „Auf den Bürgerwillen wird hier nicht gehört“, so Miller. Man müsse nun abwarten. Denn noch steht eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zu einer 2013 eingereichten Klage aus, und auch die Meerbuscher Verwaltung kann noch den Rechtsweg beschreiten.
Denn auch seitens der Stadt gibt es noch Widerstand. Im Juli hatten Stadtrat und Verwaltung beschlossen, das Behördliche Einvernehmen zum Projekt zu versagen – damit war Meerbusch die letzte Instanz, die noch gegen die Genehmigung stand. Der Rhein-Kreis Neuss als Entscheidungsbehörde hat nun von seinem Recht Gebrauch gemacht, das Einvernehmen der Stadt Meerbusch zu ersetzen. Dagegen kann Meerbusch klagen – ob es soweit kommt, muss die Politik entscheiden. Die Stadt will den Bescheid des Kreises nun juristisch prüfen und das Thema im Stadtrat am 15. Dezember zur Diskussion stellen. Das wichtigste Argument ist die fehlende Standortgebundenheit des Konverters.
Doch aktuell scheint es sehr wahrscheinlich, dass es bald losgeht auf dem Areal zwischen den Wirtschaftswegen Siep, Greit und Alte Landwehr. Wenn alles reibungslos abläuft, soll noch im November mit dem Bau der Zuwegung zum zukünftigen Baufeld begonnen werden. Die Zufahrt zur Baustelle soll von Süden über eine eigens geschaffene Zufahrt von der Landstraße L154 erfolgen. Die Einrichtung der Baustelle wird rund vier Monate dauern, der Baustart durch ist für April 2023 vorgesehen. Planmäßig 2026 soll der Osterather Konverter dann ans Netz gehen. Amprion kündigt an, die Anwohner vorab und regelmäßig über den Bauablauf informieren zu wollen. „Das ganze läuft auch im Austausch mit der Stadt Meerbusch“, so Projektsprecherin Joëlle Bouillon. „Wir sind in konstruktiver Kommunikation, auch während des Baus wird es eine faires Miteinander.“ Am Standort Osterath investiert Amprion planmäßig eine Summe von 450 Millionen Euro.
Der Konverter ist Bestandteil eines Großprojekts, die Gleichstromverbindung Ultranet in das Wechselstromnetz einzubinden. Die Anlage kann Gleich- in Wechselstrom umwandeln und umgekehrt, und stellt damit einen Knotenpunkt dar: Hier endet die von Emden kommende und als Erdkabel verlegte Hochspannungs-Übertragung A-Net. Im Konverter findet der Anschluss an die Leitung Ultranet statt, die den Strom bis Philippsburg in Baden-Württemberg weiterleitet. Damit ist der Konverter von Osterath ein wichtiger Baustein in dem Vorhaben, durch Windenergie im deutschen Norden erzeugten Strom zu den industriellen Verbrauchern zu leiten. „Mit der Genehmigung des Konverters ist ein wichtiger Schritt getan, um zukünftig Windenergie insbesondere aus dem Nordseeraum dorthin zu transportieren, wo der Bedarf ist“, sagt Hendrik Neumann, technischer Geschäftsführer bei Amprion. „Die Verbrauchsschwerpunkte liegen in Nordrhein-Westfalen und im Süden Deutschlands. Daher leisten A-Nord und Ultranet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende sowie zu einer stabilen Energieversorgung der Regionen und der dort ansässigen Wirtschaft.“