Handwerkermarkt: Besucher wollen nur flanieren
Hunderte kamen am Sonntag zum Handwerkermarkt. Gekauft wurde aber nur wenig.
Osterath. Der verkaufsoffene Sonntag heißt in Osterath Handwerkermarkt. Tatsächlich schätzten am Sonntag neun von zehn befragte Besucher vor allem den „Eventcharakter“, nicht die zusätzlichen Öffnungszeiten mit der Option zum Shoppen. Und Nummer zehn machte eine Schnittmenge daraus: Eigentlich auf dem Weg zum Baumarkt habe sie Bekannte getroffen, und man sei dann doch lieber gemeinsam die Budengassen im Ortskern entlang geschlendert.
Bis in die Hinterhöfe tummelten sich Anwohner und Radtouristen, angelockt vom Duft der Imkerprodukte, der frisch gebackenen Waffeln oder der Maiblüte. Zentrum des regen Treibens war wieder der Kirchvorplatz mit seiner Aktionsbühne, wo neben weiteren musikalischen Darbietungen insbesondere der Dudelsackspieler Frank Kessel mit seinen erstaunlichen Pop-Interpretationen die Zuschauer trotz sengender Mittagssonne zum Mitsingen bewegen konnte.
Bei „Sweet Caroline“ und einem Tannenzäpfle aus der Flasche dachte offenbar kaum einer ans Einkaufen. Zur gleichen Zeit bespaßte Zauberer Arno Kaiser die Kinder, die noch nicht so oft Chemieunterricht hatten. Also versuchten sie fröhlich das Helium aus den verschenkten Ballons am Einkaufszentrum Bommershöferweg zu inhalieren.
Die manchmal verwirrende Vielfalt der Stände ist es letztlich, die den großen Markt im kleinen Ort so beliebt macht. Denn neben den Klassikern wie Kinderschminken oder dem Angebot von praktischen Wasserbetten-Spannbettlaken gab es auch Infos über Akupunktur bei Pferden, Manga-Zeichenkurse, IT-Beratung und Feldenkrais-Bewegungslehre. Blaubeer-Öle zum Kosten fehlten ebenso wenig wie Ein-Euro-Schnäppchen.
Lieber als auf Preisschilder schauten die Flanierenden den Handwerkern über die Schulter, wie auch Björn Broda bestätigen konnte. In diesem Jahr fertigte der Goldschmied vor seinem Laden ein „Minister-Silber“, eine Schützenplakette, an. Normalerweise benötige der Handwerksmeister hierzu acht bis zehn Stunden. „Heute klappt das aber nicht“, sagte er, denn das Interesse der Passanten sei so groß, dass er vor lauter Schwatzen etwas länger brauche.
Broda und weitere Händlerkollegen waren sich aber einig: Weitere verkaufsoffene Sonntage würden kaufmännisch keinen Sinn machen und auch die angestrebte Ortsbindung sei ein unrealistischer Gedanke. Antje Hermanns vom Eine-Welt-Laden für fairen Handel freute es zwar, dass durch ihren Stand am offenen Sonntag mehr Menschen in ihr kleines Ladenlokal finden würden, sie ist aber felsenfest überzeugt, dass weitere Sonntage „völlig unangebracht“ seien: „Der Sonntag gehört der Familie, in der Woche ist wirklich genug Zeit zum Einkaufen.“