Hindenburgstraße behält Namen

Lange wurde diskutiert. Nun steht fest: die Hindenburgstraße wird nicht umbenannt. Politiker wollen, dass eine erklärende Zusatztafel angebracht wird.

Foto: Sammlung Archiv für Kunst & Geschichte

Meerbusch. Anwohner der Hindenburgstraße können aufatmen. Sie brauchen kein neues Briefpapier, müssen ihre Personalausweise nicht ändern lassen. Ihre Straße, die die Nationalsozialisten nach der so genannten Machtergreifung dem Mann widmeten, der Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte, darf ihren Namen behalten.

Vertreter von Grünen, SPD, FDP und der Fraktion Die Linke/Piraten hatten in leidenschaftlichen Plädoyers im Hauptausschuss eine Umbenennung gefordert. Die Grünen beantragten geheime Abstimmung und hofften so auf Umfaller im gegnerischen Lager. Am Ende gab es acht Stimmen für die Umbenennung — und zehn dagegen.

Ein Bürgerantrag hatte vor gut einem Jahr die Abstimmung ins Rollen gebracht. Der Petent Christian Thieme stellte im Hauptausschuss die aus seiner Sicht wichtigsten Argumente vor: Hindenburg sei laut neuester Geschichtswissenschaft ein Totengräber der Demokratie gewesen, der am Reichstag vorbeiregierte, er habe alles getan, um Hitler zu helfen. „Hindenburg ist alles andere als ein Vorbild, das man ehren könnte.“

Götz Rüdiger Euler, der den Bürgerantrag auf Beibehaltung des Namens gestellt hatte, entgegnete: „Reife Demokratien können mit ihrer Geschichte leben. Eine Demontage des Straßenschilds ist zu kurz gegriffen.“ Stattdessen solle ein Zusatzschild angebracht werden, das auf das unheilvolle Wirken Hindenburgs hinweist.

„Der Name muss weg“, forderte Jürgen Peters (Grüne). Es sei absurd, die Ehrung Hindenburgs durch die Straßenbenennung beizubehalten und gleichzeitig mit einer Infotafel auf seine Vergehen hinzuweisen. Das sah Jörg Wartchow (CDU) anders: „Straßennamen mahnen uns auch. Die Hindenburgstraße sollte nicht umbenannt werden.“ Das sah auch Christian Staudinger-Napp (UWG) so: „97 Prozent der Anwohner sind gegen eine Umbenennung. Den Bürgerwillen sollten wir berücksichtigen.“

Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) erinnerte an das Referat von Professor Nonn: „Er hat gesagt: Die Geschichte wäre anders verlaufen, wenn Hindenburg anders gehandelt hätte.“ Es sei unzureichend, den Namen zu behalten. Michael Eckert (Die Linke) fand es „mehr als überfällig“, die Hindenburgstraße umzubenennen. „Auch die CDU sollte wissen, dass Straßennamen nicht dazu dienen, zu mahnen.“ Klaus Rettig (FDP) zeigte sich betroffen darüber, dass viele Einwohner Meerbuschs gefragt hätten, ob die Politiker nichts Besseres zu tun hätten, als über einen Straßennamen zu diskutieren. „Ich bin für die Umbenennung.“

Im Anschluss an die Abstimmung entschieden die Politiker im Hauptausschuss gegen die Stimmen der Grünen, dass eine Zusatztafel an das verhängnisvolle Wirken Hindenburgs erinnern soll. Die Kosten dafür wollen die Anwohner der Hindenburgstraße tragen.