Immer mehr Fälle von Tankbetrug

80 Mal steuerten Autofahrer 2014 eine Meerbuscher Tankstelle an, ohne zu bezahlen. Ein Anstieg von 27 Prozent.

Foto: Dackweiler

Tatort Zapfsäule. Immer wieder kommt es zum Spritbetrug. Autofahrer fahren an der Tankstelle vor, zapfen Benzin oder Diesel in ihr Fahrzeug — und brausen davon, ohne auch nur einen Cent zu zahlen. Dabei gehen sie offenbar auch das Risiko ein, erwischt zu werden. Denn an vielen Stellen gibt es Videokameras, die alles filmen. Auch das Kennzeichen des Autos, mit dem die Betrüger davonbrausen. „Mitunter ist das Kfz-Kennzeichen gestohlen“, sagt Michael Maesmann, Pächter der Shell-Tankstelle an der Neusser Straße in Büderich. Dann gestaltet sich die Suche nach dem Tankbetrüger schwierig.

In Meerbusch hat die Zahl der Spritbetrug-Fälle zugenommen. Im vergangenen Jahr ist es nach Angaben von Polizeisprecher Heinz Willi Arnold insgesamt 80 Mal vorgekommen, dass Autofahrer die Zeche beim Tanken prellten. Die Schadenssumme lag bei 4258 Euro. Im Jahr davor waren es 63 Fälle, der Schadensbetrag: 3258 Euro. Im Rhein-Kreis Neuss gab es laut Arnold im Jahr 2014 insgesamt 680 Tankbetrug-Fälle gegenüber 747 im Vorjahr.

„Jeder Fall für sich ist ein Ärgernis“, sagt Maesmann. Zwar bleibt er nicht auf den Schaden sitzen. Dafür kommt in aller Regel Shell auf. „Aber die Aufarbeitung ist zeitaufwendig“, erklärt der Tankstellen-Pächter. So müssen die Aufzeichnungen der an dem Tankstellengelände installierten Videokameras ausgewertet werden. Anschließend wird der Vorgang auf eine CD gebrannt und als Beweismittel zur Polizei gebracht. Dort wird Anzeige erstattet.

„Von 80 im vergangenen Jahr angezeigten Tankbetrug-Fällen konnten 49 aufgeklärt werden“, erklärt Arnold. Gegenüber dem Vorjahr ist damit die Aufklärungsquote um knapp 27 Prozent gestiegen. Kommt es zu einem Gerichtsverfahren wegen Betrugs, müssen Täter mit saftigen Strafen rechnen. „Es drohen bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe“, erklärt Arnold.

Warum riskieren Leute eine solche Strafe? „Das liegt an den hohen Kraftstoffpreisen“, glaubt Maesmann. An seiner Tankstelle hat es im Februar keinen einzigen Fall von Spritbetrug gegeben. Im November und Dezember seien hingegen öfter Autofahrer nach dem Tanken einfach davongefahren, ohne vorher die Rechnung zu begleichen.

„Kurz vor Weihnachten sind potenzielle Täter offenbar knapp bei Kasse und versuchen, sich Benzin zu ergaunern“, so der Tankstellen-Pächter. Lothar Gawronski, Pächter der Aral-Tankstelle an der Xantener Straße in Strümp, zeigt sich jedes Mal aufs Neue erbost über Spritbetrug. „Das kommt bei uns etwa einmal im Monat vor“, schätzt er. Auch ihn nervt der hohe Zeitaufwand für die Dokumentation des Falls. „Wenn wir Glück haben, dann bekommen wir von Aral eine Gutschrift“, sagt Gawronski. Das sei aber nur in rund 80 Prozent der Fälle der Fall.

Es ist aber nicht immer kriminelle Energie, die Autofahrer dazu verleitet, nach dem Tanken die Zeche zu prellen. „Manchmal haben es die Leute schlicht vergessen“, erklärt Maesmann. Dann erscheinen sie eine halbe Stunde später völlig aufgelöst, entschuldigen sich vielmals und geben an, dass ihre Gedanken „ganz woanders“ waren.